Welt der Naturwissenschaften
(Scientific Medley)

 Jahresübersicht 2005

Freiheit ohne Selbstbeschränkung zerstört sich selbst.
(Marion Gräfin Dönhoff)


9. Dezember 2024


zurück Übersicht weiter

SCHLAMPIGES DESIGN

Zu Beginn des letzten Sommers hatte Kardinal Christof Schönborn den Begriff des „Intelligent Design“ in der Natur zur Diskussion gestellt: „Jedes Denksystem, das die überwältigenden Beweise für einen Plan in der Biologie leugnet oder wegerklären will, ist Ideologie, nicht Wissenschaft“. Die Reaktionen von Biologen, die daraufhin folgten, wurden von Theologen und Philosophen falsch verstanden. Es ging nicht darum, Kardinal Schönborn den Mund zu verbieten sondern um die Anschuldigung, Biologen verbreiteten „Ideologien“ wie etwa den Darwinismus statt das wissenschaftlich beweisbare „intelligente Design“ in der Natur zu sehen.

Abgesehen davon, dass außerhalb der Biologie kaum jemand weiß, was der englische Biologe Charles Darwin in seinen zwei Dutzend Büchern und sonstigen Publikationen wirklich geschrieben hat, ist es interessant, die parareligiöse Ideologie des „intelligenten Design“ näher zu betrachten.

Im Laufe der Geschichte des Lebens gab es mehrere globale Katastrophen. Tier- und Pflanzenarten verschwanden, worauf relativ rasch neue Arten entstanden. Man schätzt, dass mindestens 95 Prozent aller Tier- und Pflanzenarten, die jemals existierten, ausgestorben sind. Erfolgreiche Langzeitmodelle der Evolution, wie etwa das Weichtier Neopilina, der Krebs Limulus oder der Ginkgobaum, nennt man „lebende Fossilien“. Sie sind die Ausnahmen von der Regel der Massenselektion, denn jedes Design des Lebens hat ein Ablaufdatum.

Nachdem die Genetiker gelernt hatten, Blicke in das Erbgut zu machen, kamen sie aus dem Staunen nicht heraus. Die Gene enthalten nämlich nicht nur sinnvolle Anweisungen sondern jede Menge Fehler und eine Unzahl an nutzlosem Schrott. Die Fehler nennt man in ihrer Gesamtheit „genetic load“ (genetische Bürde). Sie sind für alle Erbkrankheiten, für viele Krebserkrankungen und für die Tatsache verantwortlich, dass etwa 50 Prozent aller Embryonen nach den ersten Zellteilungen so rasch absterben, dass sie nicht einmal die Einnistung in die Gebärmutter schaffen.

Das Konzept des „Intelligent Design“ stellt sich daher bei genauer Betrachtung als „Sloppy Design“ (schlampiges Design) mit unzähligen Fehlern heraus. Genau diese Fehler sind aber ein maßgeblicher Bestandteil der modernen Evolutionstheorie. Ein Designer wäre demnach kein Ingenieur sondern ein schlampiger Bastler. Biologen beschäftigen sich natürlich nicht mit derart kindischen Fragen, weil es Naturgesetze, nicht aber Ideologien zu erforschen gilt. Nach wie vor gilt: Werden Religionen und Wissenschaften zu einem Eintopf vermischt, dann kommt dabei nur Albernheit heraus, egal ob es sich um „intelligentes Design“ oder eine andere Denkprothese handelt.

Charles vor Gericht
Vergessene Welt
Die letzte Kränkung
Der Durchbruch des Jahres
Charles Darwin
Pseudowissenschaften
Affenprozess
Evolutionstheorie
Das Kreuz mit der Evolution
Ediacara-Fauna
Ein Theologe auf Weltreise
In aller Verbundenheit
(Antwort an Kardinal Schönborn)

Intelligent Design
Die Profis der Schöpfung

Auf den Spuren Darwins
Darwin
Die Irrtümer der Kreationisten
Fachliteratur Evolutionsbiologie
Spektrum der Wissenschaft

© 2005 Rudolf Öller, Bregenz


Frontpage Übersicht Sitemap Joker Kontakt und Videos
1996 1997 1998 1999 2000
2001 2002 2003 2004 2005
2006 2007 2008 2009 2010
2011 2012 2013 2014 2015
2016 2017 2018 2019 2020
2021 2022 2023 2024

Helden der Wissenschaft:
Alessandro Graf von Volta
(1745-1827)
baute die erste leistungsfähige Batterie und begründete dadurch die Elektrodynamik. Die Einheit der elektrischen Spannung ist nach ihm benannt.


Rudolf Oeller:

Typhon District

Thriller über eine Gruppe von Wissenschaftlern, die Gott gründlich ins Handwerk pfuscht und dabei zugrunde geht.
Europa Verlagsgruppe. ISBN 9791220149914

Alles beginnt mit einer harmlosen Untersuchung: Als Ben, ein Molekularbiologe, um Hilfe gebeten wird, weil die Schimpansenweibchen im Zoo keinen Nachwuchs bekommen, ahnt er noch nicht, dass seine Welt bald aus den Fugen geraten wird. Die Ursache der Zeugungsunfähigkeit ist nämlich eine Chromosomenmutation der Affendamen, und die bringt seinen Chef auf eine folgenreiche Idee. So entsteht das unter Verschluss gehaltene Projekt Typhon District, benannt nach einem Hybridmonster aus der Mythologie. Erst allmählich kommen bei Ben und seinem internationalen Team Zweifel auf. Doch da sind sie bereits tief in einem Strudel von Geld und Machtgier, Manipulation und Skrupellosigkeit gefangen. Nicht nur ihre eigenen Leben sind bedroht. Als sie das bemerken, ist es bereits zu spät.

Das Buch ist sowohl im Handel als auch im Internet erhältlich.