Welt der Naturwissenschaften
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PSEUDOWISSENSCHAFTEN |
Für jedes Gebiet der anerkannten Wissenschaft gibt es eine entsprechende Phantasiewelt der Pseudo- oder Scheinwissenschaft. Geophysiker müssen sich gegen auftauchende und versinkende Kontinente behaupten. Botaniker bekommen es mit Pflanzen zu tun, deren Gefühlsleben sich mit Lügendetektoren überwachen lassen, Zoologen mit geklonten Sauriern oder Yetis. Evolutionsbiologen werden von frömmelnden Schriftgelehrten angefallen. Archäologen müssen sich mit antiken Astronauten herumschlagen. Physiker dürfen sich mit abertausenden Konstruktionsplänen von perpetuum mobile-Maschinen oder mit der vermeintlichen Widerlegung der Relativitätstheorie alljährlich auseinandersetzen. Dem Chemiker pfuscht noch immer die mittelalterliche Alchimie ins Werk, und Psychologen sehen sich mit verschrobenen Parapsychologen konfrontiert. Professor Robert Wood, ein amerikanischer Physiker der Jahrhundertwende hat den Vorsprung der seriösen Wissenschaften einmal auf den Punkt gebracht. Anläßlich eines Dinners kam das Gespräch auf Naturwissenschaften und auf Metaphysik. Unter Metaphysik faßte man damals alles zusammen, was nicht in die Technik und die Naturwissenschaften gehörte - insbesondere aber Pseudowissenschaften. Wood meinte sinngemäß: "Der Wissenschaftler hat eine Idee. Je länger er sie durchdenkt, desto sinnvoller erscheint sie ihm. Je mehr er in der Fachliteratur liest, desto vielversprechender erscheint sein Gedanke. So vorbereitet begibt er sich ins Labor und denkt sich Experimente aus. Die Tests werden gewissenhaft geplant, laufend verfeinert und viele Möglichkeiten werden überprüft. Nach all der Arbeit stellt sich schließlich heraus, daß die ursprüngliche Idee nichts wert war. Also verwirft der Forscher sein Gedankengebäude, befreit seinen Verstand von dem fehlerhaften Kram und beschäftigt sich mit anderen Fragen." Wood erhob lächelnd sein Glas und meinte abschließend, daß der Unterschied zwischen Wissenschaft und Metaphysik nicht darin liege, daß die, die das eine betrieben, klüger wären als die, die sich dem anderen widmeten. Der Unterschied liege bloß darin, daß die Metaphysiker kein Labor hätten. Die Frage, woran denn nun ein Laie eine Scheinwissenschaft erkennen könne, ist berechtigt. Ein relativ sicheres Erkennungsmerkmal sind Verschwörungstheorien. Die NASA, das FBI, die CIA, der KGB, die englische Regierung, der israelische Geheimdienst - die Mächtigen der Welt also - halten angeblich allerlei "Erkenntnisse" unter Verschluß. Mit dieser Masche kommt man beim leichtgläubigen Bürger jederzeit durch, denn "die da oben" verschwören sich laut Volksmeinung stets gegen "die da unten". Arbeiteten die anerkannten Wissenschaften tatsächlich so geheimbündlerisch, wie es die Vertreter der zahllosen Pseudowissenschaften zu verkünden pflegen, die Welt befände sich heute noch im Mittelalter. |
Para, Pseudo, Prellerei
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© 1997 Rudolf Öller, Bregenz |
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