Naturwissenschaftler, Philosophen und Theologen sind sich darin einig,
dass man die Existenz Gottes naturwissenschaftlich weder beweisen noch
widerlegen kann. Gott ist und bleibt eine Sache religiösen Glaubens,
auf irgendwelche Formeln, Theorien oder mathematische Beweise lässt
sich kein Gott reduzieren. Die Sache ist im Grunde nicht schwer zu verstehen,
trotzdem können sich manche bibelfeste Kreise damit nicht abfinden.
In den USA versuchten die Kreationisten jahrelang, ihre pseudowissenschaftliche
Lehre, wonach die Erde vor ungefähr 10.000 Jahren erschaffen wurde,
in die naturwissenschaftlichen Lehrpläne der öffentlichen
Schulen zu drücken. Die Trennung von Religion und Staat erlaubt
jedoch diese Einmischung nicht. Nachdem mehrere Gerichtsurteile den
Kreationismus aus den Schulen verbannt hatten, suchten konservative
„school boards“ nach legalen Alternativen, und diese fanden
sie in der Lehre des „Intelligent Design“ - einer Art „Kreationismus
light“.
Das ließen sich jedoch aufgeklärte Eltern in Dover im US-Staat
Pennsylvania nicht gefallen. Sie gingen vor Gericht und klagten gegen
die Einführung von „Intelligent Design“. Am 26. Oktober
2005 begann ein Prozess in Harrisburg. Es ging um die Frage, ob die
Vorgehensweise des school board korrekt und das Gesetz der Trennung
von Staat und Kirche beachtet worden war. Die Kläger boten eine
Reihe hervorragender Wissenschaftler auf, und schon nach wenigen Tagen
hatten sie „Intelligent Design“ als fundamentalistische,
pseudowissenschaftliche Ideologie entlarvt. Zu allem Überdruss
passierten den „ID“-Vertretern einige peinliche Ausrutscher.
Das gerichtliche Urteil fiel trotz der entrüsteten öffentlichen
Intervention von Kardinal Schönborn hart aus. Intelligent Design
wurde als der illegale Versuch gewertet, fundamentalistische Ideologien
in den öffentlichen Unterricht einzuschleusen. Das school board
musste 1 Million Dollar Strafe (!) bezahlen. Der ID-Bewegung war damit
in den USA das Rückgrat gebrochen worden.
Das alles hätte man sich ersparen können. Man muss bedenken,
dass der biblische Schöpfungsbericht ein Essay darstellt, das vor
zweieinhalb Jahrtausenden von einem oder zwei jüdischen Schriftgelehrten
- vermutlich in der babylonischen Gefangenschaft - geschrieben worden
war. Darin wird geschildert, dass Gott die Welt in sechs Tagen erschaffen
hat. Nirgendwo kann man lesen, wie das im Detail ablief. Genau das ermitteln
heute Biologen, Physiker und Astronomen. Sie erforschen das „wie“,
damit sind sie trotz mancher Irrwege in der Vergangenheit die Profis
der Schöpfung. Sie vertrauen darauf, dass sich für die noch
offenen Fragen natürliche Begründungen finden lassen werden.