Es gibt Erwachsene, die bekommen glänzende Augen, wenn man sie
an „damals“ erinnert. Damals gab es im Fernsehen Hans Joachim
Kulenkampff, Dirty Harry und die amerikanische Zeichentrickserie Fred
Feuerstein (original: „Flintstones“). Die Flintstones lebten
in der steinzeitlichen Stadt Bedrock gemeinsam mit Mammuts, Säbelzahntigern
und Dinosauriern. Die Flintstones waren jahrelang die erfolgreichste
Trickfilmserie, bis sie 1997 von den Simpsons überholt wurde.
Jedes Kind lernt heute in der Schule, dass unsere Vorfahren gemeinsam
mit Mammuts gelebt haben. Saurier sind jedoch ausgestorben, lange bevor
es Menschen gab. Nach dem Stand des Wissens verschwanden die Saurier
gemeinsam mit den Ammoniten vor 65 Millionen Jahren. Unsere Urahnen
- die Artengruppe Australopithecus - lebte vor wenigen Millionen Jahren
in Afrika, und der heutige moderne Mensch als eigenständige biologische
Art existiert erst seit wenigen Zigtausend Jahren. Unzählige Knochenfunde
– allein vom Neandertaler wurden 400 verschiedene Individuen in
ganz Europa gefunden, zeigen eine eindrucksvolle Geschichte der prähistorischen
Menschheit. Dass noch Fragen offen sind, ändert nichts an den bekannten
Fakten.
Religiös-fundamentalistische Kreise in den USA sehen das ganz
anders. In Petersburg (Kentucky) in der Nähe von Cincinatti entsteht
zurzeit auf 5000 Quadratmetern ein „Creation Museum“ über
die Entstehung der Erde und die Geschichte des Lebens. In diesem wahrscheinlich
kuriosesten Museum der Welt, einem Art Disneyland für Leichtgläubige,
wird ab 2007 Verblüffendes berichtet: Die Erde ist 6000 Jahre alt,
und Menschen haben – so wie bei den Flintstones - seit jeher friedlich
mit Dinosauriern zusammengelebt. Letztere, erstaunlicherweise auch die
Meeressaurier, sind während der Sintflut abgesoffen. Nur die Tiere
an Bord der Arche Noah haben überlebt. Wie es Noah geschafft haben
soll, die Koalas in Australien, den Lori (ein Vogel) in der Südsee,
die Pinguine in der Antarktis, den Eisbär im hohen Norden, die
Zebras in Afrika und die Picturewings (Fliegen) auf Hawaii anzusiedeln,
wird leider nicht erwähnt. Eine „Air Noah“-Fluglinie
zur weltweiten Verteilung endemischer Arten gab es damals ja noch nicht.
Ein Thema wird im neuen Museum radikal verdrängt. Der Australopithecus,
der Homo habilis, der Homo erectus, der Neandertaler und andere längst
belegte Vorfahren der Menschen haben angeblich nie existiert. Die entsprechenden
Fossilfunde werden als bösartige Fälschungen verurteilt. Erstklassige
und reich bebilderte Fachbücher, wie etwa Johanson: „Lucy
und ihre Kinder“ (Verlag Spektrum) oder Facchini: „Der Ursprung
der Menschheit“ (Verlag Theiss) sind demnach Teufelswerk.