Welt der Naturwissenschaften
(Scientific Medley)

 Jahresübersicht 2006

Als ich aus der Zelle durch die Tür in Richtung Freiheit ging, wusste ich, dass ich meine Verbitterung und meinen Hass zurücklassen musste, oder ich würde mein Leben lang gefangen bleiben.
(Nelson Mandela)


21. Dezember 2024


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DAS FLINTSTONE-MUSEUM


Es gibt Erwachsene, die bekommen glänzende Augen, wenn man sie an „damals“ erinnert. Damals gab es im Fernsehen Hans Joachim Kulenkampff, Dirty Harry und die amerikanische Zeichentrickserie Fred Feuerstein (original: „Flintstones“). Die Flintstones lebten in der steinzeitlichen Stadt Bedrock gemeinsam mit Mammuts, Säbelzahntigern und Dinosauriern. Die Flintstones waren jahrelang die erfolgreichste Trickfilmserie, bis sie 1997 von den Simpsons überholt wurde.

Jedes Kind lernt heute in der Schule, dass unsere Vorfahren gemeinsam mit Mammuts gelebt haben. Saurier sind jedoch ausgestorben, lange bevor es Menschen gab. Nach dem Stand des Wissens verschwanden die Saurier gemeinsam mit den Ammoniten vor 65 Millionen Jahren. Unsere Urahnen - die Artengruppe Australopithecus - lebte vor wenigen Millionen Jahren in Afrika, und der heutige moderne Mensch als eigenständige biologische Art existiert erst seit wenigen Zigtausend Jahren. Unzählige Knochenfunde – allein vom Neandertaler wurden 400 verschiedene Individuen in ganz Europa gefunden, zeigen eine eindrucksvolle Geschichte der prähistorischen Menschheit. Dass noch Fragen offen sind, ändert nichts an den bekannten Fakten.

Religiös-fundamentalistische Kreise in den USA sehen das ganz anders. In Petersburg (Kentucky) in der Nähe von Cincinatti entsteht zurzeit auf 5000 Quadratmetern ein „Creation Museum“ über die Entstehung der Erde und die Geschichte des Lebens. In diesem wahrscheinlich kuriosesten Museum der Welt, einem Art Disneyland für Leichtgläubige, wird ab 2007 Verblüffendes berichtet: Die Erde ist 6000 Jahre alt, und Menschen haben – so wie bei den Flintstones - seit jeher friedlich mit Dinosauriern zusammengelebt. Letztere, erstaunlicherweise auch die Meeressaurier, sind während der Sintflut abgesoffen. Nur die Tiere an Bord der Arche Noah haben überlebt. Wie es Noah geschafft haben soll, die Koalas in Australien, den Lori (ein Vogel) in der Südsee, die Pinguine in der Antarktis, den Eisbär im hohen Norden, die Zebras in Afrika und die Picturewings (Fliegen) auf Hawaii anzusiedeln, wird leider nicht erwähnt. Eine „Air Noah“-Fluglinie zur weltweiten Verteilung endemischer Arten gab es damals ja noch nicht.

Ein Thema wird im neuen Museum radikal verdrängt. Der Australopithecus, der Homo habilis, der Homo erectus, der Neandertaler und andere längst belegte Vorfahren der Menschen haben angeblich nie existiert. Die entsprechenden Fossilfunde werden als bösartige Fälschungen verurteilt. Erstklassige und reich bebilderte Fachbücher, wie etwa Johanson: „Lucy und ihre Kinder“ (Verlag Spektrum) oder Facchini: „Der Ursprung der Menschheit“ (Verlag Theiss) sind demnach Teufelswerk.




© 2006 Rudolf Öller, Bregenz


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(1873-1967)
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Rudolf Oeller:

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