Aristoteles war jahrhundertelang der Paradephilosoph der katholischen
Kirche. Der Mittelpunkt des Universums war die Erde. Dies war eine der
Aussagen des Aristoteles, und diese Hypothese wurde bis ins 16. Jahrhundert
nicht in Zweifel gezogen.
Im Jahre 1609 brach ein Sturm los. Der italienische Gelehrte Galileo
Galilei blickte durch sein Fernrohr und entdeckte Neues: Die Mondoberfläche
hatte, im Gegensatz zur bisherigen Annahme, Gebirge und Täler, der
Planet Jupiter hatte Monde, der Planet Venus zeigte Phasen wie der Mond
und die Sonne hatte merkwürdige Fleckenmuster. Kopernikus hatte schon
hundert Jahre zuvor behauptet, daß nicht die Erde sondern die Sonne
im Mittelpunkt der Welt liege, diese These schien nun bestätigt.
Dominikanermönche beobachteten mißtrauisch die Entwicklung
und machten die Inquisition darauf aufmerksam, daß die Ideen des
Kopernikus brisant seien und von Ketzern unterstützt würden.
Am 23. Februar 1616 trat eine kirchliche Kongregation zusammen und verurteilte
die wichtigsten Lehrsätze Galileis ("die Erde bewegt sich um
die Sonne") als philosophisch unhaltbar und theologisch irrig. Der
Jesuit Kardinal Bellarmin wurde beauftragt, Galilei aufzufordern, die
von der Kongregation kritisierten Ansichten aufzugeben.
Im März 1616 verbot Rom alle Bücher, die behaupteten, die Lehren
des Kopernikanische widersprechen nicht der Heiligen Schrift. Trotzdem
publizierte Galilei sein Buch "Dialog über die beiden hauptsächlichen
Weltsysteme", (kurz "Dialog") in dem u.a. die kopernikanische
Lehre verteidigt wurde.
Galilei wurde daraufhin von Papst Urban VIII nach Rom zitiert, wo man
ihn des Ungehorsams beschuldigte. Er habe, so meinten die Kardinäle
der Inquisition, den seinerzeitigen Befehl von Kardinal Bellarmin mißachtet.
Galilei legte jedoch einen als Leumundszeugnis erkennbaren Brief von Kardinal
Bellarmin vor, angeblich jenes Schriftstück aus dem Jahre 1616, welches
eigentlich Galileis Verwarnung enthalten sollte. Das Tribunal war so verblüfft,
daß der Prozeß vertagt wurde. Galilei, der damals auch Freunde
unter den Kardinälen hatte, hoffte auf einen Kompromiß. Er
täuschte sich.
Am 22. Juni 1633 wurde Galileo Galilei, der Wegbereiter der modernen
Wissenschaft, in der römischen Kirche "Santa Maria sopra Minerva"
verurteilt. Galileis Methode, das wissenschaftliche Experiment zum Prüfstein
von Hypothesen zu machen, lief dennoch wie ein Flächenbrand über
die ganze Welt. Spätere Wissenschafter mußten keine Verfolgungen
durch die Inquisition erleiden. Im Herbst 1992, fast 360 Jahre später,
wurde Galilei von Papst Johannes Paul II rehabilitiert, doch diese Rehabilitierung
hat in Wahrheit längst die Wissenschaft besorgt.
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