Kardinal-Dekan Gian Pietro Carafa zählte im 16. Jahrhundert
zu den Reformern in der Kirche. Als er zum Papst gewählt wurde
und den Namen Paul IV annahm, änderte er seine Meinung: „Selbst
wenn mein eigener Vater ein Ketzer wäre, würde ich das Holz
zusammentragen um ihn verbrennen zu lassen.“
Die Inquisition als Einrichtung der Kirche begann im 12. Jahrhundert
ihre Arbeit als Reaktion auf das Anwachsen abweichlerischer Gemeinschaften.
Papst Innozenz III. berief 1199 päpstliche Sondergesandte, die
neben den bereits bestehenden bischöflichen Regionalinquisitionen
die Verfolgung der Ketzer übernahmen. Das 16. und 17. Jahrhundert
markierte allerdings eine Zeitenwende. Mutige Männer begnügten
sich nicht mehr damit, neues Wissen in alten Büchern zu suchen.
Sie entdeckten eine neuartige Methode des Erkenntnisgewinns: Von einer
bloßen Vermutung gelangt man über ein Experiment zu einer
überprüfbaren Theorie.
Es konnte nicht ausbleiben, dass einige dieser Männer Probleme
mit der Inquisition bekamen, denn die Methode der Naturbefragung war
verdächtig. Wenn man durch den Blick in ein Fernrohr oder Mikroskop
neue Erkenntnisse gewinnen konnte, ohne in eines der ehrwürdigen
Bücher Aristoteles’ zu blicken, dann war Gefahr in Verzug.
Der vergebliche Kampf der Inquisition gegen den unvermeidlichen Siegeszug
der neuen Wissenschaften begann im 16. Jahrhundert und dauerte bis
zum Ende des 19. Jahrhunderts.
Das Experimentieren und die darauf beruhende Entwicklung leistungsfähiger
Theorien waren für die Gründerväter der modernen Wissenschaft
höchst verführerisch. Leonardo da Vinci (1452-1519) war
einer der Meister der Renaissance. Als Maler, Bildhauer, Architekt,
Techniker, Anatom und Wissenschaftler gehört er zu den kreativsten
Persönlichkeiten der gesamten Kunst- und Wissenschaftsgeschichte.
Seine Malerei übte auf die Kunst einen genauso mächtigen
Einfluss aus wie seine wissenschaftlichen Studien auf die Entwicklung
der Naturwissenschaften. Der niederländische Astronom, Physiker
und Uhrenbauer Christiaan Huygens (1629-1695) entwickelte eine Theorie
der Lichtwellen. Sie erwies sich als ebenso richtungweisend wie seine
Arbeiten über Zentripetalkräfte bei Kreisbewegungen. Tycho
Brahe (1546-1601) war ein dänischer Astronom und Mathematiker.
Mit Hilfe seiner exakten Vermessungen von Planetenbahnen entwickelte
sein Assistent, der Astronom Johannes Kepler (1571-1630), die Gesetze
der Planetenbewegungen. Die Weichen in Richtung Moderne stellte schließlich
der italienische Astronom, Mathematiker und Physiker Galileo Galilei
(1564-1642). Er wurde von der Inquisition wegen Ungehorsams verurteilt,
doch dieses Urteil sollte sich als Pyrrhussieg erweisen.
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