Der „Dialog über die beiden hauptsächlichen Weltsysteme“
des italienischen Astronomen und Mathematikers Galileo Galilei zählt
zu den großen Werken der wissenschaftlichen Weltliteratur. In diesem
1632 erschienenen Buch beschreibt Galilei ein Streitgespräch zweier
Männer über das alte Weltsystem des Aristoteles und Ptolemäus,
wonach die Sonne um die ruhende Erde kreist und das neue System des Nikolaus
Kopernikus, in dem sich die Erde gemeinsam mit den anderen Planeten um
die Sonne bewegt.
Es war damals üblich, dass für jedes Druckwerk die entsprechende
Lizenz (Imprimatur) der kirchlichen Behörden eingeholt werden musste.
So begab sich Galilei, nach Vollendung seines Dialogs 1630 von Florenz
nach Rom, um bei Papst Urban VIII und Niccolò Riccardi, dem Verantwortlichen
für die Erteilung der Imprimatur, vorzusprechen. Galileo wollte sein
Werk aus Prestigegründen in Rom veröffentlichen. Kurz darauf
entschied Galilei, den Dialog doch in Florenz drucken zu lassen, wahrscheinlich,
weil in Rom gerade die Pest wütete. Im gleichen Jahr erhielt Galilei
vom Inquisitor der Stadt Florenz die notwendige Lizenz. Aufgrund verschiedener
Schwierigkeiten konnte der Druck erst 1631 beginnen und im Februar 1632
abgeschlossen werden.
Trotz der Druckerlaubnis für den „Dialog“ sollte dieses
Buch zum berüchtigten Prozess gegen Galilei führen, der 1633
in der Kirche der römischen Inquisition, in „Santa Maria sopra
Minerva“, stattfand. Galilei wurde damals zu lebenslangem Hausarrest
verurteilt.
Im Titel des Buches heißt es im Original „Dialogo di Galileo
Galilei Linceo Matematico Sopraordinario dello Studio di Pisa”.
Das Wort “Linceo” geht auf die “Accademia dei Lincei”
(Akademie der Luchse) zurück. Federico Cesi, ein achtzehnjähriger
Fürst aus vornehmer römischer Familie hatte zusammen mit seinen
kaum älteren Freunden Francesco Stelluti, Anastasio de Filiis und
Giovanni Eck diese Akademie der Luchse gegründet - der Luchs galt
als Tier mit einem Blick „in das Innere der Dinge“. Ab 1610
wurden akademische Studiengänge und die Veröffentlichung wissenschaftlicher
Werke finanziell unterstützt. Galilei trat als eines der ersten Mitglieder
in diesen zunächst dem Okkulten zuneigenden geheimniskrämerischen
Bund ein, um sich eine gesellschaftliche und finanzielle Plattform für
seine wissenschaftlichen Ambitionen zu schaffen. Die nachfolgende Umgestaltung
dieses obskuren Klubs zur weltweit ersten Akademie für moderne Wissenschaften
war eine strategische Meisterleistung Galileis. Die Gründung der
berühmten Akademie der Luchse im Jahr 1603 jährt sich heuer
zum 400. Mal.
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