Der Mathematiker, Physiker, Astronom und Uhrenbauer Christiaan Huygens
(1629-1695) wurde in Den Haag geboren. Sein Vater Constantijn Huygens
war ein wohlhabender Diplomat und Dichter, der seinem Sohn eine höhere
Schulbildung ermöglichte. Christiaan studierte an der Universität
Leiden Mathematik und Rechte. Gemeinsam mit seinem Bruder Constantijn
arbeitete er später mit dem Philosophen und Optiker Baruch Spinoza
zusammen. 1655 fand Huygens eine neue Methode zum Schleifen und Polieren
von Linsen. Dadurch gelang ihm die Anfertigung eines perfekten Fernrohres,
mit dessen Hilfe er 1656 die von Galileo Galilei als „Henkel“
bezeichneten Außenstrukturen des Planeten Saturn als Ringe identifizieren
konnte. Gleichzeitig entdeckte er den großen Saturnmond, den er
„Titan“ nannte.
Huygens erbrachte nicht nur in der Astronomie große Leistungen.
Er suchte nach Möglichkeiten, die Zeitmessung zu verbessern. Aus
den Werken Galileis wusste Huygens von den harmonischen Bewegungen eines
Pendels. Er verwendete infolgedessen ein Pendel als Taktgeber für
seine neue Uhrenkonstruktion. 1657 konnte er seine erste genau gehende
Pendeluhr präsentieren. In seinem 1673 erschienenen Hauptwerk „Horologium
oscillatorium de motu pendularium“ bestimmte er die Beziehung zwischen
der Länge eines Pendels und der Dauer der Schwingung und entwickelte
Theorien über die Kräfte bei Kreisbewegungen. Diese Arbeiten
halfen später dem englischen Physiker Sir Isaac Newton, das Gravitationsgesetz
zu formulieren.
Huygens’ Arbeiten behandelten eine Vielzahl von Themen. 1657 veröffentlichte
er das erste wissenschaftliche Werk über die Wahrscheinlichkeitsrechnung
„De rationis in ludo aleae“ (Über die Vernunft im Würfelspiel).
Zu Huygens’ Entdeckungen gehört auch das später nach ihm
benannte Prinzip, nach dem jeder Punkt auf einer sich vorwärts bewegenden
Welle selbst eine Quelle neuer Wellen sein kann. Aus diesem Prinzip entwickelte
er die Wellentheorie des Lichtes, die zu den wichtigsten Theorien der
Physik zählt.
Obwohl Huygens ein erfolgreicher Wissenschaftler war, lebte er bis zu
seiner Berufung an die Académie des sciences in Paris (1666) zurückgezogen
als Privatgelehrter. Huygens stand bisher im Schatten zweier großer
Männer, dem italienischen Astronomen und Mathematiker Galileo Galilei
(1564-1642) und dem englischen Mathematiker und Physiker Sir Isaac Newton
(1643-1727). Nun ist Christiaan Huygens späte Gerechtigkeit zuteil
geworden. Die „European Space Agency“ (ESA) hat ihre auf dem
Saturnmond Titan weich gelandete Raumsonde nach Huygens benannt und ihm
damit gleichsam ein titanisches Denkmal gesetzt.
|