Welt der Naturwissenschaften
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250 JAHRE SPECIES PLANTARUM |
„Vom Eise befreit sind Strom und Bäche durch des Frühlings holden, belebenden Blick, im Tale grünet Hoffnungsglück; der alte Winter, in seiner Schwäche, zog sich in raue Berge zurück. Von dort her sendet er, fliehend, nur ohnmächtige Schauer körnigen Eises in Streifen über die grünende Flur.“ Der berühmte Osterspaziergang in Goethes Faust durch die aufbrechende Natur erinnert an das Werk eines etwas in Vergessenheit geratenen Wissenschaftlers. Carl von Linné (1707-1778), auch Carolus Linnaeus genannt, war ein Sohn des schwedischen Pfarrers Nils Ingemarsson, der sich selbst den lateinischen Namen Linnaeus (= Linde) gegeben hatte. Ingemarsson war ein begeisterter Botaniker, der für seinen Sohn die theologische Laufbahn vorsah. Ein Arzt und Naturkundelehrer am Gymnasium in Växjö, der die wissenschaftliche Begabung des jungen Linné erkannte, stimmte den Vater um, sodass Carl Medizin studieren durfte. Auf Forschungsreisen führte Linné ein Tagebuch, das ihn als besonders scharfsichtigen Beobachter ausweist. Das Medizinstudium in Holland war ein wichtiger Lebensabschnitt des jungen Linné. 1735 promovierte er an der Universität Harderwijk. Später ließ sich Linné als praktischer Arzt in Stockholm nieder, 1747 wurde ihm der Titel „Leibarzt des Königs“ verliehen. Gemeinsam mit Freunden gründete er die Schwedische Akademie der Wissenschaften. 1762 wurde Carl Linné in den Adelsstand erhoben, worauf er sich Carl von Linné nannte. Linné hatte die geniale Idee, ein Klassifizierungssystem auf die Sexualität der Blütenpflanzen zu gründen. Er bildete nach Maßgabe von Zahl und Anordnung der Staubgefäße und Griffel 24 Pflanzenklassen. Den ersten Niederschlag fanden seine Überlegungen in der wissenschaftlichen Schrift "Präludia sponsaliorum plantarum" (Hochzeiten der Pflanzen, 1730). 1753 - vor 250 Jahren - wurde Linnés wissenschaftliches Hauptwerk "Species plantarum" (Pflanzenarten) abgeschlossen. Die Bedeutung dieser Arbeit ist nicht hoch genug einzuschätzen, denn Linné präsentierte damit die "binäre Nomenklatur", wobei er der modernen Biologie den Weg bereitete. Jede Pflanzenart, später generell jede biologische Art, wird seither mit zwei lateinischen Namen gekennzeichnet. Das Galanthus nivalis (Schneeglöckchen), der Homo sapiens (Mensch) und unzählige andere lateinische Bezeichnungen haben wir Carl von Linné zu verdanken. Im November 1816 schrieb Goethe an seinen Freund Carl Friedrich Zelter: "Dieser Tage habe ich wieder Linné gelesen und bin über diesen außerordentlichen Mann erschrocken. … Außer Shakespeare und Spinoza wüsste ich nicht, dass irgend ein Abgeschiedener eine solche Wirkung auf mich getan". |
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