Welt der Naturwissenschaften
(Scientific Medley)

 Jahresübersicht 2007

Als ich aus der Zelle durch die Tür in Richtung Freiheit ging, wusste ich, dass ich meine Verbitterung und meinen Hass zurücklassen musste, oder ich würde mein Leben lang gefangen bleiben.
(Nelson Mandela)


21. Dezember 2024


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VERNUNFT UND UNVERNUNFT (3)


Das Gleichnis ist bekannt: Auf einem See vermehren sich Seerosen. Alle 24 Stunden verdoppeln sie ihre Fläche. Eines Tages bedecken sie die Hälfte des Sees. Wie lange dauert es, bis sie den ganzen See zudecken? Die Antwort ist einfach: Es dauert nur einen Tag, unabhängig davon, wie lange die Seerosen zuvor schon gewachsen sind. Allein in den letzten 4 Tagen betrug das Wachstum über 90 Prozent der Gesamtfläche. Das Beispiel zeigt, wie schwer sich unsere Vernunft vulgo Hausverstand tut, wenn es darum geht, exponentielles Wachstum zu verstehen. Dies ist auch der Grund, warum uns der Blick für komplexe ökologische Zusammenhänge fehlt.

In den letzten Wochen und Monaten schwirrten Vorschläge herum, wie man die drohende Klimaerwärmung mit ihren Folgen abwenden könne. Die Vorschläge verdienen das Attribut „entzückend“, wenn man sie mit Humor nimmt. Dabei ist die Sache alles andere als lustig. Von einer Reduktion des Autofahrens ist da die Rede, von einem Verbot der Glühbirnen und einem Ausbau der Atomenergie.

Die einzelnen Maßnahmen sind zwar grundsätzlich diskutabel, aber die mangelnde menschliche Vernunft zeigt sich darin, dass die Größenordnungen nicht einmal ansatzweise diskutiert werden. Die Menschen verheizen heute in nicht einmal zwei Jahren so viele fossile Brennstoffe wie im ganzen 19. Jahrhundert. Und wie soll das Gegensteurn aussehen? Wir sollten ein bisschen weniger mit dem Flugzeug fliegen? Dass pro Tag allein über den Atlantik mehr als 2000 Flüge (oft mit Obst vom anderen Ende der Welt) geführt werden, wird übersehen. Wir sollen etwas weniger Auto fahren? Gleichzeitig sieht man so viele übermotorisierte Geländewagen, dass man meinen könnte, unsere Städte hätten sich allesamt in Schlamm- und Geröllhalden verwandelt. Die in Leserbriefspalten und Sonntagsreden auftauchenden Vorschläge sind gut gemeint, aber sie gleichen der Absichtserklärung eines 160 Kilogramm schweren Zeitgenossen mit einem Bodymass-Index von 50 oder mehr, er wolle mittels Verzicht auf ein Keks eine Schlankheitsdiät starten.

Besonders drollig ist das Argument für die Atomenergie. Der Anteil an nuklearer Energie an der weltweiten Produktion liegt im unteren einstelligen Prozentbereich. Auch eine Vervielfachung der Kernenergieproduktion könnte das Klimaproblem nicht lösen, es würden sich lediglich die Langzeitrisiken durch die rascher ansteigenden radioaktiven Abfälle erhöhen. Fazit: Es existieren Vorschläge für eine ökologische Absicherung der Zukunft. Vernunft ist dabei, zumindest vorläufig, bestenfalls in Spurenelementen erkennbar. Notwendige radikale Maßnahmen werden erst kommen, wenn die Klimawende auch in den reichen Ländern spürbare Schmerzen bereiten wird.




© 2007 Rudolf Öller, Bregenz


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Helden der Wissenschaft:
Ejnar Hertzsprung
(1873-1967)
begründete mit Hilfe des Hertzsprung-Russel-Diagramms die moderne Kosmologie.


Rudolf Oeller:

Typhon District

Thriller über eine Gruppe von Wissenschaftlern, die Gott gründlich ins Handwerk pfuscht und dabei zugrunde geht.
Europa Verlagsgruppe. ISBN 9791220149914

Alles beginnt mit einer harmlosen Untersuchung: Als Ben, ein Molekularbiologe, um Hilfe gebeten wird, weil die Schimpansenweibchen im Zoo keinen Nachwuchs bekommen, ahnt er noch nicht, dass seine Welt bald aus den Fugen geraten wird. Die Ursache der Zeugungsunfähigkeit ist nämlich eine Chromosomenmutation der Affendamen, und die bringt seinen Chef auf eine folgenreiche Idee. So entsteht das unter Verschluss gehaltene Projekt Typhon District, benannt nach einem Hybridmonster aus der Mythologie. Erst allmählich kommen bei Ben und seinem internationalen Team Zweifel auf. Doch da sind sie bereits tief in einem Strudel von Geld und Machtgier, Manipulation und Skrupellosigkeit gefangen. Nicht nur ihre eigenen Leben sind bedroht. Als sie das bemerken, ist es bereits zu spät.

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