In den USA gibt es fundamentalistische Kreise, die unter der gesetzlichen
Trennung zwischen Staat und Religion leiden. In den öffentlichen
Schulen ist jede Form von Religionsunterricht verboten. Wer religiöse
Unterweisungen und Gespräche sucht, findet diese in Privatschulen
und örtlichen Glaubensgemeinden. Ein besonderer Dorn im Auge der
Fundamentalisten ist die vermeintlich atheistische Lehre von der Abstammung
der Arten, auch „Evolutionstheorie“ genannt. Die Grundlagen
der Artentstehung sind in den Naturwissenschaften längst kein Thema
mehr. Zahllose Fossilien, die genetischen Grundlagen des Artenwandels
und vieles mehr sind seit Jahrzehnten bekannt und bilden weltweit die
Grundlage der wissenschaftlichen Biologie. Offen diskutiert werden nur
noch Details.
Die massivsten Kritiker der Evolutionstheorie, die so genannten „Kreationisten“,
kommen aus amerikanischen protestantischen Kreisen. Seit einigen Jahren
sickert ihre Lehre auch nach Europa, wobei europäische Lehrer gelegentlich
unvorbereitet mit diesen Ideen konfrontiert werden. Biologen stehen den
mit großer Überzeugungskraft vorgebrachten "Theorien"
oft ratlos gegenüber, weil auf den Universitäten pseudowissenschaftliche
Lehren selbstredend nicht vermittelt werden. Kein Chemiker diskutiert
über die Existenz von Atomen, kein Physiker über Lichtquanten,
und kein Biologe über die Evolution. Es handelt sich jeweils um anerkannte
Tatsachen, auch wenn noch Fragen offen sind.
Nachdem es den amerikanischen Kreationisten nicht gelungen war, in den
Schulen flächendeckend Fuß zu fassen, wurde eine neue „Wissenschaft“
aus dem Hut gezaubert. Das „Discovery Institute“ in Seattle
belebte eine auf den englischen Theologen William Samuel Paley (1743–1805)
zurückgehende Idee neu, die sich „Intelligent Design“
- kurz „ID“ nennt. Vertreter dieser Richtung akzeptieren wissenschaftliche
Methodik, sie stellen die moderne Evolutionstheorie aber in Frage, weil
sie diese nicht als Erklärung für einige wissenschaftliche Befunde
ansehen. Stattdessen wird behauptet, das Leben könne nur durch einen
„intelligenten“ Designer entwickelt worden sein, wobei offen
bleibt, wer oder was dieser Designer ist. Vertreter von ID vermeiden alle
theologischen Bezüge und ersetzen Begriffe, wie "Schöpfung",
durch wissenschaftlich klingende Bezeichnungen, wie "Design",
"Signalerkennung" usw. Der logische Fehler der ID-Leute liegt
nicht in ihrem religiösen Glauben sondern in der Behauptung, einen
„intelligenten Designer“ des Lebens wissenschaftlich beweisen
zu können. Das aber ist definitiv unmöglich. ID ist somit keine
Wissenschaft sondern eine naiv gestrickte Ideologie.