Die Welt ist voll brillanter Gelehrter, die tagtäglich den Kosmos
des Wissens erweitern wollen. Sie folgen den Fährten des Vermutens
und Wissens neugierig und konsequent in alle Richtungen und verkünden
hie und da laut und freudig eine neue Idee, im Extremfall sogar eine neue
Erkenntnis. Unter den so gewonnen Theorien fanden sich immer wieder Irrtümer,
die in der Folge korrigiert wurden. Daher gilt heute eine Wissenschaft
nur dann als solche, wenn sie über intakte Fehlererkennungsmechanismen
verfügt. Im Laufe der Jahrhunderte kondensierten die vielen Ideen
und Einsichten zu kompakten Wissensgebäuden wie Physik, Chemie, Botanik
und viele andere. Die meisten Wissenschaften heißen „Ologien“,
wie etwa Zoologie, Ökologie, Neurologie oder Psychologie. Die abseitigste
aber leider mächtigste Ologie, die Ideologie, handelt nicht von seriösen
Theorien sondern von Ideen und Be-hauptungen, die nicht nachgeprüft
werden können oder nach einer genaueren Erhebung nicht selten blanken
Unsinn ergeben.
Der Begriff der Ideologie entstand während der europäischen
Aufklärung und geht auf die griechischen Wörter „idea“
(Idee, Erscheinung) und „logos“ (Wort, Lehre) zurück.
Ursprünglich handelte es sich um eine vom französischen Philosophen
Antoine Destutt de Tracy begründete Denkrichtung, deren Vertreter
ein philosophisches Regelwerk für Ethik, Politik und Erziehung erstellen
wollten. Die ursprüngliche Intention der Ideologie war durchaus positiv.
Es ging um die Befreiung der Menschen von Aberglauben und Vorurteilen,
daher hatten die Ideologen gegen Ende des 18. Jahrhunderts einen nicht
unbedeutenden politischen Einfluss. Ursprünglich war die Ideologie
als neutrale Bezeichnung einer Wissenschaft gemeint, bekam aber in der
Kritik durch Karl Marx und Friedrich Engels in der Mitte des 19. Jahrhunderts
eine nachteilige Bedeutung, als die Ideologie als " falsches Bewusstsein"
bezeichnet wurde.
Heute ist der Begriff der Ideologie eindeutig negativ besetzt. Ein Ideologe
ist ein Mensch, der praxis- und realitätsferne Ideen entwickelt,
die aufgrund irrealer Wahrheitsansprüche und dogmatischer Verirrungen
nicht überprüft werden dürfen, meist auch gar nicht können.
Im schlechten Sinne bilden Ideologien ein Sammelsurium weltfremder Theorien
und starrer Konzepte.
Die diesjährige Sommerserie widmet sich einigen ausgewählten
Ideologien und ihren Schöpfern. Folgende Personen und Themen kommen
zur Sprache: Platon, Georg Wilhelm Friedrich Hegel, die nationalsozialistische
Rassenlehre, der Marxismus, der Islamismus, der Behaviorismus nach Watson
und Skinner und die Pseudowissenschaft vom „Intelligent Design“.