Der zu Recht mehrfach preisgekrönte Film „Das Leben der
Anderen“ von Florian Henckel-Donnersmarck ist der erste ernst
zu nehmende Beitrag zur Vergangenheitsbewältigung des Kommunismus.
Der Hauptmann der DDR-Staatssicherheit Gerd Wiesler (gespielt von Ulrich
Mühe) überwacht die Wohnung des Schriftstellers und Regisseurs
Georg Dreyman (Sebastian Koch) und seiner Lebensgefährtin, der
Schauspielerin Christa-Maria Sieland (Martina Gedeck). Der Grund der
Überwachung liegt nicht nur im permanenten Misstrauen der kommunistischen
Machthaber gegenüber Künstlern. DDR-Minister Bruno Hempf (Thomas
Thieme) hofft, mit Hilfe der Überwachung Dreymann etwas anhängen
zu können, weil er die attraktive Schauspielerin Sieland haben
will. Im Laufe der Zeit empfindet Hauptmann Wiesler Sympathien für
das Künstlerpaar, worauf er die Überwachungsprotokolle zu
ihren Gunsten manipuliert, was am Ende in eine Katastrophe mündet.
Nach dem Untergang der DDR treffen sich der Schriftsteller Dreyman und
der ehemalige Parteibonze Hempf. Ausgerechnet der Politschurke meint
dabei: „Worüber soll man noch schreiben in dieser Bundesrepublik?
Nichts mehr da, woran man glauben kann ...“
Dieser Satz, egal ob von einem zynischen kommunistischen Schreibtischtäter
oder von einem Philosophen gesagt, hat etwas Beklemmendes. Hat es überhaupt
einen Sinn, an etwas zu glauben, wenn doch die Naturwissenschaften fast
alle Trümpfe in Händen halten und verkünden, dass es
nur eine Frage der Zeit ist, bis die wichtigsten Fragen eine Antwort
finden? Die alten linken und rechten Ideologien, die sich in ihrer Rassen-
und Klassenverachtung im Grunde sehr nahe standen, sind inzwischen erbärmlich
verendet. Ihre heutigen Bewunderer und Wiederbetätiger versuchen
nur noch, Fossilien zu beleben.
Was aber ist mit den Religionen los? Verlieren sie unaufhaltsam an
Bedeutung, oder erleben sie nur ein vorübergehendes Wellental?
Menschen wollen ja an etwas glauben. Die rationalen Naturwissenschaften
können – zumindest teilweise - die Frage beantworten, wie
die Welt funktioniert, aber sie können nicht erklären, wieso
sie so und nicht anders funktioniert. Umgekehrt stellen die Religionen
die Frage nach den Dingen hinter den Dingen, aber in ihren religiösen
Vorstellungen finden sich keine wissenschaftlich brauchbaren Details
über die Entwicklung der Welt. Die Zukunft der Religionen, insbesondere
der christlichen Kirchen, wird von der Kunst bestimmt, den richtigen
Weg zwischen einer postmodernen Glaubensbeliebigkeit (alles ist möglich)
und den im Katechismus festgeschriebenen Dogmen zu finden. Woran noch
glauben? Es scheint immer schwieriger zu werden, diese Frage zu beantworten.