Der Satz in der letzten Ausgabe des internationalen Wissenschaftsmagazins 
          „Science“ klingt enthusiastisch: „It will secure Europe's 
          ascendancy in particle physics for years to come“. Die Maschine, 
          die demnach die europäische Überlegenheit im Bereich der Teilchenphysik 
          für viele Jahre sichern wird, ist ein technisches Monstrum namens 
          „LHC“ am internationalen Kernforschungszentrum CERN in der 
          Nähe von Genf. 
        CERN hat es sich zur Aufgabe gemacht, die letzten Geheimnisse der Materie 
          zu erforschen. Die Triebfeder dafür ist die menschliche Neugier. 
          Wir wollen nicht nur viel über die Natur sondern auch über 
          unsere Vergangenheit in Erfahrung bringen; über unsere Familie, 
          unser Land, die Geschichte der Menschheit, die Geschichte des Lebens 
          und schließlich die Geschichte des Universums. Der erste Physiker, 
          der eine relevante Theorie über das Weltall vorgelegt hatte, war 
          Albert Einstein. Seine Gravitationstheorie, die auch als „Allgemeine 
          Relativitätstheorie“ bezeichnet wird, ist längst zu 
          einer Basis der Physik im Allgemeinen und der Raumfahrt im Besonderen 
          geworden. Die zweite Grundlage der Physik ist die Quantentheorie. Die 
          Gravitationstheorie beschreibt die Welt des Universums, die Quantentheorie 
          den Mikrokosmos der Atome. Beide Theorien sind schwer zu verstehen, 
          weil sie seltsame Naturgesetze erklären, die im menschlichen Alltag 
          keine unmittelbare Rolle spielen. Ein noch ungelöstes Problem der 
          beiden Theorien liegt darin, dass sie zwar längst in der Technik 
          angewendet werden, dass sie aber nicht kompatibel sind. Gravitationstheorie 
          und Quantenphysik passen (noch) nicht zusammen. Da unser Universum vor 
          knapp 14 Milliarden Jahren einen heißen Beginn hatte, zu dessen 
          Beschreibung aber beide Theorien benötigt werden, wird an einer 
          Vereinigung von Relativitätstheorie und Quantenphysik intensiv 
          gearbeitet.
        Der LHC („Large Hadron Collider“ - eine Beschleuniger zur 
          Kollision von Protonen) soll die Physiker diesem Ziel näher bringen. 
          Der LHC wird die leistungsstärkste Maschine sein, die jemals zur 
          Erforschung der Eigenschaften atomarer Teilchen gebaut wurde. Die Anlage 
          wird die höchste Teilchenenergie aller Zeiten produzieren und den 
          bisher tiefsten Blick in die kleinsten Bausteine der Materie ermöglichen. 
          Zu diesem Zweck wird die 27 Kilometer lange Anlage bis fast zum absoluten 
          Nullpunkt abgekühlt. Die Computer der einzelnen LHC-Experimente, 
          die klangvolle Namen wie, „Atlas“, „Alice“ und 
          „Totem“ tragen, müssen pro Sekunde mehr Informationen 
          transportieren und verarbeiten als das gesamte europäische Telefonnetz. 
          Die CERN-Leute verkünden, dass der bald in Betrieb gehende LHC 
          mehrere offene Fragen über unsere Welt beantworten wird.