Welt der Naturwissenschaften
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Irrtümer: PHILIPP LENARD |
Philipp Lenard wurde als Sohn eines Weinhändlers in Pressburg (Slowakei) geboren. Er studierte in Budapest und Wien, später ging er nach England, dann nach Breslau und 1891 schließlich als Assistent zum berühmten Heinrich Hertz an die Universität Bonn. Die Entdeckung derRöntgenstrahlen 1895 durch Wilhelm Röntgen verärgerte Lenard, der Röntgen bei der Beschaffung von Entladungsröhren behilflich war, da seine eigenen Experimente ähnlich weit fortgeschritten waren. Lenard gebrauchte damals den Begriff der "Hochfrequenzstrahlung" anstelle der gebräuchlichen "Röntgenstrahlen". Später kam es zu scharfen Auseinandersetzungen mit dem englischen Physiker und Nobelpreisträger Joseph John Thomson, was bei Lenard zu einem Hass gegen England führte. 1903 entwickelte Lenard ein "Dynamidenmodell" des Atoms, das besagt, dass der größte Teil des Atoms leer ist, womit er das moderne Atommodell schon früh vorwegnahm. 1905 bekam Lenard für seine Untersuchungen der Kathodenstrahlung den Nobelpreis für Physik verliehen. Eine glänzende Karriere, sollte man meinen, doch von nun an ging es bergab. Den ersten Weltkrieg sah Lenard als einen Kampf zwischen "deutscher Kultur" und "westlicher Zivilisation". Er veröffentlichte eine Hetzschrift mit dem Titel "England und Deutschland zur Zeit des großen Krieges", in der er seine Kritik an Thomson mit Ausfällen gegen England verband. Seine ideologischen Exzesse steigerten sich und führten 1920 zur Konfrontation mit Albert Einstein auf einer Tagung der Naturforscher und Ärzte. Lenard lehnte Einsteins Relativitätstheorie aus theoretischen Überlegungen und aufgrund antisemitischer Vorurteile ab. In der Folgezeit versuchte Lenard, die Theorien jüdischer Physiker generell zu diskreditieren. Zusammen mit dem Nobelpreisträger Johannes Stark verfasste Lenard 1924 den Aufruf "Hitlergeist und Wissenschaft". Nach diesem öffentlichen Bekenntnis wurde Lenards Institut zum Zentrum rechtsgerichteter Kreise. Lenard wurde Träger des von der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei gestifteten Wissenschaftspreises. Philipp Lenard prägte die Begriffe "deutsche Physik" und "jüdische Physik", wobei letztere die Relativitätstheorie und die Atomphysik bezeichnete. Mit dieser einfältigen Klassifizierung und seinem Hass auf alles, was nicht arisch war, war er maßgeblich am Exodus zahlreicher Forscher ins Ausland beteiligt. Auch Nobelpreise schützen nicht immer vor Irrtümern, doch zumindest einen Vorteil hatte Lenards Fanatismus: Da Atomphysik für ihn jüdische Physik war, hielt er die Idee einer Atombombe für eine unwichtige Sache, und Hitler glaubte ihm. |
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