Welt der Naturwissenschaften
(Scientific Medley)

 Jahresübersicht 2001

Die Freiheit ist ein Luxus, den sich nicht jedermann gestatten kann.
(Otto von Bismarck)


19. April 2024


zurÜck blÄttern Übersicht 2001 vorwÄrts blÄttern

Irrtümer: PHILIPP LENARD

Philipp Lenard wurde als Sohn eines Weinhändlers in Pressburg (Slowakei) geboren. Er studierte in Budapest und Wien, später ging er nach England, dann nach Breslau und 1891 schließlich als Assistent zum berühmten Heinrich Hertz an die Universität Bonn.

Die Entdeckung derRöntgenstrahlen 1895 durch Wilhelm Röntgen verärgerte Lenard, der Röntgen bei der Beschaffung von Entladungsröhren behilflich war, da seine eigenen Experimente ähnlich weit fortgeschritten waren. Lenard gebrauchte damals den Begriff der "Hochfrequenzstrahlung" anstelle der gebräuchlichen "Röntgenstrahlen". Später kam es zu scharfen Auseinandersetzungen mit dem englischen Physiker und Nobelpreisträger Joseph John Thomson, was bei Lenard zu einem Hass gegen England führte.

1903 entwickelte Lenard ein "Dynamidenmodell" des Atoms, das besagt, dass der größte Teil des Atoms leer ist, womit er das moderne Atommodell schon früh vorwegnahm. 1905 bekam Lenard für seine Untersuchungen der Kathodenstrahlung den Nobelpreis für Physik verliehen.

Eine glänzende Karriere, sollte man meinen, doch von nun an ging es bergab. Den ersten Weltkrieg sah Lenard als einen Kampf zwischen "deutscher Kultur" und "westlicher Zivilisation". Er veröffentlichte eine Hetzschrift mit dem Titel "England und Deutschland zur Zeit des großen Krieges", in der er seine Kritik an Thomson mit Ausfällen gegen England verband. Seine ideologischen Exzesse steigerten sich und führten 1920 zur Konfrontation mit Albert Einstein auf einer Tagung der Naturforscher und Ärzte. Lenard lehnte Einsteins Relativitätstheorie aus theoretischen Überlegungen und aufgrund antisemitischer Vorurteile ab. In der Folgezeit versuchte Lenard, die Theorien jüdischer Physiker generell zu diskreditieren.

Zusammen mit dem Nobelpreisträger Johannes Stark verfasste Lenard 1924 den Aufruf "Hitlergeist und Wissenschaft". Nach diesem öffentlichen Bekenntnis wurde Lenards Institut zum Zentrum rechtsgerichteter Kreise. Lenard wurde Träger des von der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei gestifteten Wissenschaftspreises. Philipp Lenard prägte die Begriffe "deutsche Physik" und "jüdische Physik", wobei letztere die Relativitätstheorie und die Atomphysik bezeichnete. Mit dieser einfältigen Klassifizierung und seinem Hass auf alles, was nicht arisch war, war er maßgeblich am Exodus zahlreicher Forscher ins Ausland beteiligt. Auch Nobelpreise schützen nicht immer vor Irrtümern, doch zumindest einen Vorteil hatte Lenards Fanatismus: Da Atomphysik für ihn jüdische Physik war, hielt er die Idee einer Atombombe für eine unwichtige Sache, und Hitler glaubte ihm.

Missbrauch der Wissenschaft
Einstein widerlegt?
Kettenreaktion
Nobelpreis und Bombe
Mehr Leben!
Die Relativitätstheorie

Die Top Ten der Physik
Lange Schatten
Die zerrinnende Zeit
Die allmächtige Zeit
Raum und Zeit
Trofim Lysenko
Herbst 1942
Das Euthansieschloss
Rassenlehre
Das Blut des 20. Jahrhunderts
Spektrum der Wissenschaft

© 2001 eitblicklf Öller, Bregenz


Frontpage Übersicht Sitemap Joker Kontakt und Videos
1996 1997 1998 1999 2000
2001 2002 2003 2004 2005
2006 2007 2008 2009 2010
2011 2012 2013 2014 2015
2016 2017 2018 2019 2020
2021 2022 2023 2024

Helden der Wissenschaft:
Guglielmo Marconi
(1974-1937)
hat mit seiner drahtlosen Nachrichtenübermittlung dafür gesorgt, dass wir uns heute vom Nachrichtenschrott in Radio und TV belästigt fühlen dürfen.

Silvia liest

Rudolf Oeller:

"Theke, Antitheke, Syntheke"
(Thriller über eine tragikomische Stammtischrunde auf dem Weg in den Tod)
Verlag novum, Zürich. ISBN 978-3-99130-025-0

"Wir waren eine großartige Bande von Stammtischbrüdern an der deutsch-österreichischen Grenze, auch zwei Stammtischschwestern waren dabei. Wir pfiffen auf alle Corona-Bestimmungen und trafen uns an jedem Freitag – eine verschworene Truppe, fast schon ein Dream Team. Drink Team trifft es allerdings besser. Voll Hoffnung starteten wir ins Coronajahr 2020, am Ende wurde es eine teils fröhliche, teils depressive Reise in den kollektiven Tod."

Das Buch ist bei Amazon, bei anderen Online-Händlern, beim Verlag und auch im Buchhandel erhältlich.

Interview zum Buch