Am 14. Dezember 1900 veröffentlichte der deutsche Physiker Max
Planck eine Abhandlung über die Energieverteilung von Strahlungen.
Seine Theorie enthielt eine Zahl, die heute das "Wirkungsquantum"
genannt wird. Plancks Formel besagt im wesentlichen, daß jede Strahlung
aus kleinsten Energieteilchen, den sogenannten "Quanten" besteht.
Dieses neue Wissen über die teilchenartige Natur der Strahlung ebnete
den Weg zu einer umfassenden Atomtheorie.
Jahre später experimentierten Physiker mit schweren Atomen, indem
sie diese mit Neutronen bestrahlten. Am 19. Dezember 1938 schrieb Otto
Hahn einen Brief an die in Stockholm lebende österreichische Physikerin
Lise Meitner: "... es ist nämlich etwas mit den Radium-Isotopen,
was so merkwürdig ist, daß wir es vorerst nur Dir sagen. ...
Unsere Radium-Isotope verhalten sich wie Barium. ... Es könnte ein
höchst merkwürdiger Zufall vorliegen, aber immer kommen wir
zu dem Schluß: Unsere Radium-Isotope verhalten sich nicht wie Radium
sondern wie Barium. Vielleicht kannst Du irgendeine phantastische Erklärung
vorschlagen ...". Lise Meitner erkannte sogleich, welcher Vorgang
Otto Hahn so verwirrt hatte. Er hatte mit Hilfe von Neutronen die Kerne
von Uranatomen gespalten und diese in Bariumatome umgewandelt.
6 Jahre später, wiederum im Dezember, begann das Zeitalter der atomaren
Kettenreaktion. Unter dem Sportstadion der Universität Chikago hatte
ein Forscherteam den allerersten Atomreaktor aufgebaut. Der Versuchsreaktor
war wegen seiner primitiven Sicherheitsvorkehrungen gefährlich. Enrico
Fermi, der Konstrukteur dieses ersten Reaktors und Mitkonstrukteur der
ersten Atombomben, war sich seiner Sache jedoch sicher. Also gab er am
2. Dezember 1942 um 3 Uhr nachmittag den Befehl, den Reaktor zu starten.
Die Meßgeräte zeigten sofort ein Anschwellen der Neutronenstrahlung
an, die erste atomare Kettenreaktion hatte wie erwartet eingesetzt.
Fermis Kernreaktor hatte gezeigt, daß der Bau einer Atombombe möglich
war. Der 2. Dezember 1942 war demnach der Tag, an dem die Tore zum Atomreaktor
und auch zur Atombombe aufgestoßen wurden. Keine drei Jahre später
sollten die ersten nuklearen Bomben in New Mexico, Hiroschima und Nagasaki
hochgehen. Die "friedliche" und kriegerische Nutzung der Atomenergie
waren von nun an verbrüderte technische Systeme.
Alle drei Ereignisse (Durchbruch der Atomtheorie, Entdeckung der Atomkernspaltung
und Inbetriebnahme des ersten Atomreaktors) fanden jeweils im Dezember
statt. Dieser Monat scheint also trotz des Advents dazu berufen zu sein,
der Weiterentwicklung der Atomenergie nicht ohne Sorge zu gedenken.
|