Welt der Naturwissenschaften
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GESPALTENE ATOME |
Lise Meitner war eine maßgebende Physikerin des 20. Jahrhunderts. Sie wurde 1878 in Wien geboren und studierte später an der Universität Wien Physik, was für eine Frau damals ungewöhnlich war. Einer von Meitners Lehrern war der österreichische Physiker Ludwig Boltzmann. Boltzmann, ein Wegbereiter der modernen Atomtheorie, machte einen nachhaltigen Eindruck auf die Studentin. 1906 ging Meitner nach Berlin, um als Assistentin bei Max Planck zu arbeiten. Ein Jahr später bildete sie mit Otto Hahn eine Arbeitsgruppe zur Erforschung der Radioaktivität, die erst zehn Jahre zuvor entdeckt worden war. Die Jüdin Lise Meitner war dem späteren Nobelpreisträger Otto Hahn intellektuell ebenbürtig. Beide waren Professoren und Mitglieder des Kaiser Wilhelm-Instituts für Chemie in Berlin. Meitners Labor war aber nur ein kleines Kellerloch, offenbar traute man ihren Fähigkeiten doch nicht ganz. In den Zwanzigerjahren arbeiteten Hahn und Meitner in verschiedenen Bereichen. Hahn beschäftige sich mit der Chemie radioaktiver Substanzen, Meitner wandte sich immer mehr der neuen Physik der Atomkerne zu und erwarb innerhalb weniger Jahre ein gewisses Ansehen, sodaß sie 1933, nachdem die Nationalsozialisten an die Macht gekommen waren, nicht entlassen wurde. Zur gleichen Zeit machte der Italiener und spätere Erbauer des ersten Atomreaktors, Enrico Fermi, eine aufregende Entdeckung. Fermi fand heraus, daß man schwere Atomkerne, die man mit Neutronen beschoß, in noch schwerere Kerne verwandeln konnte. Lise Meitner beschloß, Fermis Experimente zu überprüfen. Da sie dafür gute Chemiker benötigte, wandte sie sich an Otto Hahn und Fritz Straßmann. Einige Jahre hatte die Arbeitsgruppe gewisse Probleme, die neu entdeckten radioaktiven "Zerfallsreihen" zu deuten. Aus den damaligen Protokollen geht hervor, daß Lise Meitner diejenige Mitarbeiterin in der Arbeitsgruppe war, die aufgrund rätselhafter Zerfallsreihen ahnte, daß große Atomkerne weniger stabil sein könnten, als allgemein angenommen. Meitner wurde schließlich gezwungen, Deutschland zu verlassen und sich in Schweden vor den Nazis in Sicherheit bringen. Sie korrespondierte von Stockholm aus laufend mit Otto Hahn. Im Dezember 1938 entdeckte Hahn bei seinen Versuchen völlig unerwartet das chemische Element Barium, das Lise Meitner als Produkt einer Atomkernspaltung erkannte. Zusammen mit ihrem Neffen, dem österreichischen Kernphysiker Otto Frisch, entwickelte Lise Meitner 1939 erstmals eine theoretische Erklärung für die Atomkernspaltung. Meitner, eine der großen Persönlichkeiten der Wissenschaft, hat trotz ihrer überragenden Leistungen nie den Nobelpreis bekommen. |
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