Das Jahr 2008 wurde mehrmals als „Bedenkjahr“ angekündigt,
weil es runde Jubiläen gibt, die es zu „bedenken“ gilt.
Da ist einmal das Revolutionsjahr 1848. Die Unruhen begannen Ende Februar
in Frankreich und griffen rasch auf andere Länder über. Gefordert
wurden in erster Linie Presse- und Meinungsfreiheit, freie Parlamente
und andere Rechte, die heute in den demokratischen Ländern selbstverständlich
sind. Dann gab es das unselige Jahr 1933, in dem Hitler in Deutschland
an die Macht kam. Schließlich folgte das Jahr 1938, in dem Österreich
von der Landkarte verschwand. Als nächstes markantes 8er-Jahr erweist
sich 1968, in dem die Sowjetkommunisten den nach Freiheit rufenden Tschechen
eine brutale Lektion erteilten und Studenten überall in Europa
auf die Straßen liefen um zum „Marsch durch die Instanzen“
aufzurufen.
Weniger bekannt sind die Gedenkjahre der Wissenschaft, von denen einige
hier genannt seien. 1608 erfand der deutsch-holländische Brillenmacher
Hans Lipperhey das Fernrohr. Dieses Gerät hat nicht, wie oft behauptet
wird, der Italiener Galileo Galilei erfunden. Dieser hat es lediglich
verbessert, um es auch in der Astronomie einsetzen zu können. 1658
erschien „Opera omnia chimica“ von Rudolf Glauber. Es handelt
sich um eines der ältesten Standardwerke der Chemie. Im gleichen
Jahr beobachtete der niederländische Naturforscher Jan Swammerdam
erstmals rote Blutkörperchen im Mikroskop. 1708 erschien ein äußerst
bemerkenswertes Buch namens „Institutiones medicae“. Geschrieben
hat es der niederländische Mediziner und Botaniker Hermann Boerhaave.
Er war der Meinung, dass Lebensprozesse im Körper grundsätzlich
naturwissenschaftlich beschreibbare chemische Vorgänge seien. Das
ist heute Standardwissen, damals war es eine unerhörte Neuigkeit.
1758 behauptete der französische Philosoph Claude Adrien Helvetius
in seinem Buch „De l’Esprit“, dass sich der menschliche
Geist infolge von Sinneseindrücken entwickelt und nicht aufgrund
angeborener Anlagen. Der Autor wurde arg bedrängt, sein Werk später
verboten und öffentlich verbrannt. Heute weiß man, dass sowohl
Umwelteinflüsse als auch genetische Ursachen für die unterschiedlichen
psychischen Verfassungen maßgeblich sind.
Sucht man nach „Jubiläen“, in denen die Wissenschaft
auch nachhaltig auf die Politik einwirkte, so findet man zwei Jahre.
Zu Weihnachten 1938 entdeckte der deutsche Chemiker Otto Hahn in Zusammenarbeit
mit der österreichischen Physikerin Lise Meitner – unweit
von Hitlers Reichskanzlei in Berlin - die Atomkernspaltung, und 1948
zündeten die USA am Bikini-Atoll im Pazifik die ersten nuklearen
Bomben nach dem 2. Weltkrieg. Damit begann das atomare Wettrüsten.