Professor Otto Hahn war deutscher Chemiker. Er studierte Chemie in Marburg
und München und arbeitete nach dem Studium bei den Nobelpreisträgern
Sir William Ramsay in London und Sir Ernest Rutherford in Montreal an
der Erforschung radioaktiver Nuklide. Später kehrte Hahn nach Deutschland
zurück. In Berlin traf er auf die legendäre österreichische
Physikerin Lise Meitner.
Ältere Geschichtsbücher und Nachschlagewerke belehren uns,
dass Otto Hahn gemeinsam mit Fritz Straßmann die Atomkernspaltung
entdeckt hatte. Erst vor rund zehn Jahren tauchte Hahns Kollegin Lise
Meitner als Mitentdeckerin der Kernspaltung in den Schulbüchern auf.
Lise Meitner war seit 1926 Professorin für Physik an der Universität
in Berlin. Sie war eine geniale Physikerin, Hahn ein brillanter Chemiker.
Diese kongeniale Partnerschaft führte zur folgenschwersten Entdeckungen
des 20. Jahrhunderts.
Als der Verdacht stärker wurde, Atomkerne seien nicht so stabil
wie ursprünglich vermutet, entwarfen Hahn und Meitner eine Reihe
von Experimenten. Sie bestrahlten schwere Atome mit Neutronen. Diese Teilchen
- 1932 vom Engländer James Chadwick entdeckt - hatten sich als geeignete
Geschoße erwiesen, um in Atomkerne einzudringen. Im Jahr der Versuchsserie
kam es zum Anschluss Österreichs an Deutschland. Meitner musste nach
Schweden fliehen. Sie war getauft und protestantisch erzogen worden, da
sie aber jüdischer Abstammung war, wurde das „Gesetz zum Schutze
des deutschen Blutes und der deutschen Ehre" auf sie angewendet.
Zur Weihnachtszeit 1938 geschah das Ungeheure. Das Ergebnis eines der
Experimente war so verblüffend, dass Hahn sich scheute, das Resultat
zu veröffentlichen. Hahn war überrascht, weil er nach der Neutronenbestrahlung
von großen Uran-235-Atomen eine geringe Menge der kleineren Bariumatome
fand. Allem Anschein nach waren die großen Atome in kleinere gespalten
worden. Hahn nahm in der Folge mit Meitner brieflich Kontakt auf. Meitner
erinnerte sich später: „Ich möchte betonen, dass dieser
Nachweis [des Bariums] bei der geringen Intensität der zu identifizierenden
Präparate wirklich ein Meisterstück radioaktiver Chemie war,
das in der damaligen Zeit kaum jemand anderem hätte gelingen können
als Hahn und Straßmann“. Hahn musste auf Druck der Nazis Meitners
Beteiligung an der Entdeckung verschweigen. 1944 erhielt er den Nobelpreis
für Chemie „für die Entdeckung der Spaltung schwerer Uranatomkerne
als Grundlage für die spätere friedliche und militärische
Nutzung der Nuklearenergie“.
Otto Hahn wurde vor 125 Jahren, am 8. März 1879 geboren. Sein Geburtstag
erinnert an den Beginn des Atomzeitalters.
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