Welt der Naturwissenschaften
(Scientific Medley)

 Jahresübersicht 2003

Als ich aus der Zelle durch die Tür in Richtung Freiheit ging, wusste ich, dass ich meine Verbitterung und meinen Hass zurücklassen musste, oder ich würde mein Leben lang gefangen bleiben.
(Nelson Mandela)


21. Dezember 2024


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HÄMOGLOBIN

Der rote Blutfarbstoff Hämoglobin ist ein Protein und gleichzeitig der wichtigste Bestandteil der roten Blutkörperchen. Der Sauerstoff wird von den Lungen, wo er ins Blut gelangt, mit Hilfe des Hämoglobins zu allen Körperzellen transportiert. Damit die roten Blutzellen den Sauerstoff aufnehmen können, müssen sie genügend Hämoglobin enthalten, und das wiederum ist nur möglich, wenn im Organismus genügend Eisen vorhanden ist. Den Eisenbedarf deckt der Körper aus der Nahrung. Ein Hämoglobinmangel, der auf unzureichende Eisenzufuhr zurückgeht, führt zur so genannten „Anämie“.

Hämoglobin kann sich nicht nur mit Sauerstoff verbinden, sondern – noch viel stärker - mit Kohlenoxid, das früher auch „Kohlenmonoxid“ genannt wurde. Es kann daher schon bei geringen Konzentrationen von Kohlenoxid, das unter anderem in Rauchgasen enthalten ist, zum Erstickungstod kommen.

Rote Blutzellen leben etwa 4 Monate und werden in der Milz abgebaut. Das Hämoglobin wird in seine Bestandteile zerlegt. Das dabei frei werdende Eisen wird im Knochenmark zu neuen roten Blutkörperchen verarbeitet. Bei einer Verletzung von Blutgefäßen können rote Blutkörperchen ins Gewebe gelangen. Das Hämoglobin wird dort in Gallenfarbstoffe umgewandelt, wobei die bekannt hässlichen Flecken der Blutergüsse entstehen.

Max Ferdinand Perutz (1914-2002) war gebürtiger Wiener. Sein Chemielehrer konnte ihn für das Studium der Chemie begeistern. 1936 kam Perutz an das weltberühmte „Cavendish Laboratory“, wo er sich hauptsächlich mit Röntgenstrukturanalysen beschäftigte. Nach dem Anschluss Österreichs an Hitler-Deutschland entschloss sich Perutz, in England zu bleiben. 1947 gründete Max Perutz im englischen Cambridge das „Medical Research Council of Molecular Biology“. An diesem Institut wurden in der Folge Pionierarbeiten im Bereich der Proteine gemacht. Perutz war nicht nur ein ausgezeichneter Biochemiker. Er hatte auch die große Gabe, talentierte Studenten zu erkennen und sie entsprechend zu fördern. Perutz brachte dadurch Nobelpreisträger hervor, wie etwa Fred Sanger (Insulin) oder James Watson und Francis Crick (DNA-Entschlüsselung). Perutz selbst erhielt im Laufe seiner wissenschaftlichen Karriere mehrere Auszeichnungen und war Mitglied der berühmten Royal Society.

Max Perutz erhielt 1962 gemeinsam mit John Kendrew den Chemienobelpreis für seine Entschlüsselung der räumlichen Struktur des lebenswichtigen Hämoglobins. 1970 klärte er außerdem dessen Funktionsweise. Perutz starb vor einem Jahr am 6. Februar 2002 in Cambridge.

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© 2003 Rudolf Öller, Bregenz