Die Meldungen über krebskranke Soldaten als Folge der Verwendung radioaktiver
Munition im Krieg gegen Jugoslawien hat die Öffentlichkeit aufgeschreckt.
Uran, so wurde bisher angenommen, ist spaltbares Material, das ausschließlich
in der Atomindustrie verwendet wird. Weniger bekannt war die Verwendung
von Uran als Härtungsmittel für panzerbrechende Munition, obwohl
schon seit einigen Jahren eine umfangreiche Dokumentation über den
Golfkrieg existiert: "Urangeschosse - schwergeschädigte Soldaten,
missgebildete Neugeborene, sterbende Kinder - eine Dokumentation der Folgen
des Golfkrieges, 1993-1995". Seit Jahren bedrängen Umweltorganisationen
die Regierungen der Nato-Länder, die Verwendung von Uran-Munition
zu verbieten. Bisher leider ohne Erfolg.
Die Nato hat ein Jahr nach Beginn des Kriegs gegen Jugoslawien mitgeteilt,
auch im Kosovo-Krieg Munition mit Uran eingesetzt zu haben. Nato-Generalsekretär
George Robertson hatte im Frühjahr 2000 erklärt, dass US-Kampfjets
bei den Bombardements urangehärtete Munition benutzt hätten.
Auch die UN-Umweltorganisation (Unep) berichtete in Genf unter Berufung
auf eine Stellungnahme der Nato, dass Nato-Soldaten der USA bei rund 100
Angriffsflügen mit A-10-Flugzeugen 31.000 Einheiten Munition mit
insgesamt rund zehn Tonnen Uran verwendet hätten. Geschosse mit einem
Uranmantel haben eine starke Durchschlagskraft und werden in erster Linie
gegen Panzer eingesetzt. So genanntes "abgereichertes" Uran fällt
als Abfallprodukt bei der Anreicherung von Uran für Kernkraftwerke
und Nuklearwaffen sowie bei der atomaren Wiederaufbereitung an. In Deutschland
wird abgereichertes Uran als radioaktiver Müll gelagert.
Das wichtigste Uranerz ist die radioaktive "Pechblende". Pechblende ist
ein schwarzes Mineral mit einem matten, pechähnlichen Glanz. Pechblende
enthält Urandioxid, das 1789 vom deutschen Chemiker Martin Heinrich
Klaproth entdeckt wurde. Klaproth nahm damals irrtümlich an, ein
neues Element entdeckt zu haben und benannte es nach dem Planeten Uranus.
Die Gewinnung des eigentlichen Elements Uran aus dem Urandioxid gelang
erst 1841. Die radioaktiven Eigenschaften des Elements wurden erstmals
1896 in Paris von Henri Becquerel nachgewiesen. Die weiteren Untersuchungen
führten unter anderem zur Entdeckung der radioaktiven Elemente Polonium
und Radium durch Marie und Pierre Curie. Die Spaltung von Urankernen gelang
1938 Otto Hahn, Fritz Straßmann und Lise Meitner.
Die Verwendung von radioaktivem Uran als Geschossmantel und die damit
in Kauf genommene Gefährdung von Umwelt und Gesundheit ist eines
von vielen Beispielen moralisch bedenklicher Gleichgültigkeit.
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