Die angeblich stillste Zeit im Jahr, der Advent, ist zu einer Abfolge von
lauten Tagen verkommen, und kaum ist diese "stillste Zeit im Jahr" vorbei,
folgen Weihnachten, Silvester und die närrischen Tage des Faschings.
Dies bedeutet einen Dauerstress für das Verdauungssystem. Ärzte
und Rettungssanitäter können über diese Zeiten wenig fidele
Geschichten erzählen. Dabei hat die Kunst, leibliche Genüsse
zu erzeugen, unter anderem auch biblische Wurzeln.
Die Bibel ist ja nicht nur das Glaubensbuch der Christen, es ist auch
ein umfassendes Buch des Lebens. Die Bibel erzählt von Frieden und
Krieg, von Liebe und Hass, von Gesundheit und Krankheit, von Hunger und
Not aber auch von köstlich zubereiteten Speisen und Getränken.
Es beginnt bereits am 3. Schöpfungstag mit der Erwähnung von
Früchten (Genesis 1,12), worauf alsbald die unheilvolle Geschichte
mit dem Apfel folgt (Genesis 3,6). Phantasiereiche Menschen denken hier
eventuell an süße Apfelscheiben, gefüllte Feigen und Datteln,
an Himbeeren, Erdbeeren und Trauben mit Käse.
Auch der Wein hat es in sich, und so wird bei Genesis 9,21 von Noah als
Trunkenbold berichtet, dem im Alkoholrausch überaus peinliche Dinge
passierten. Feinschmecker übersehen menschliche Schwächen und
denken da eher an ein Glas Chianti, Riesling oder Champagner. Bei Sarah
und Abraham ist vom richtigen Kochen die Rede. Genesis 18, 6-8 erwähnt
Kuchen, Kalbfleisch, Milch und Butter. Das erinnert an Kalbsbraten mit
Thymian und Granatapfelsauce, an Käsefladen, an Joghurt sowie Grießkuchen
mit Datteln.
Die Bibel ist voll an herrlichen Vorschlägen. Bei Genesis 25,29-34
wird von einem Linsengericht berichtet und bei Exodus 16,13 von Wachteln
und Brot. Nicht nur in den Büchern des Moses wird man fündig.
Bei 1. Samuel 28,24 heißt es: "Das Weib hatte im Haus ein gemästetes
Kalb; das schlachtete sie eilends und nahm Mehl und knetete es und backte
ungesäuertes Brot." Bei Ruth 2,14 liest man schließlich: "Boas
sprach zu ihr, als Essenszeit war: ‚Komm her und iss vom Brot und tauche
deinen Bissen in den Essigtrank’. ... Er aber legte ihr geröstete
Körner vor."
Asketen mögen in der närrischen Zeit ein Auge zudrücken,
denn gutes Essen muss laut Bibel nicht immer sündhaft sein - vorausgesetzt,
dass ein gewisses Maß nicht überschritten wird und wahrhaft
irre Auswüchse wie Hormon-Kalbfleisch, BSE-Rindfleisch, Salmonellen
im Hühnerfleisch oder zu hohe Nitratwerte im Gemüse keine bösen
Folgen zeigen.
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