Welt der Naturwissenschaften
(Scientific Medley)

 Jahresübersicht 2007

Die Volksbegeisterung in unsern letzten Freiheitskriegen ward wie die Jungfrau von Orleans unter ihrer eigenen Fahne begraben.
(Wolfgang Menzel)


28. März 2024


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LEVIATHAN UND BEHEMOTH


Der Leviathan ist ein sagenhaftes Wesen. Es handelt sich um ein in der Bibel (Psalmen 74 und 104) erwähntes Ungeheuer, von dem keiner weiß, wie es ausgesehen hat. Der interessanteste Satz über den Leviathan lautet „… der Leviathan, den du gebildet hast, um mit ihm zu spielen.“ Diese Stelle darf man sich auf der Zunge zergehen lassen: Der Allmächtige persönlich erschafft sich ein Wesen, mit dem er spielt. Es handelt sich nicht um ein Hündchen, einen kleinen Pandabären oder ein anderes putziges Tierchen – nein das Haustier Gottes ist eine – laut Bibel - im Meer lebende Bestie. Das Tierchen hat über Jahrhunderte die Phantasie von Künstlern und Schriftstellern angeregt. Der Titel eines Buches über den Staat von Thomas Hobbes (1651) heißt „Leviathan“, ebenso das vierte Buch der „Satanischen Bibel“ von Szandor LeVey, ein Musikstück von Franco Cesarini, mehrere Metal- und Punk-Bands benennen sich danach, weiters ein Horrorfilm von 1989, diverse Computerspiele, und unzählige Romane, Erzählungen, Theaterstücke, ja sogar Schiffe.

Ein weiteres Ungetüm der jüdisch-christlichen Mythologie ist der Behemoth, von dem besonders eifrige Bibeldeuter behaupten, dass es sich um einen Dinosaurier handeln könnte. Ob Gott auch mit ihm gespielt hat, ist nicht überliefert. Es heißt da im Buch Hiob (40) über den Behemoth: „Seine Knochen sind Röhren von Erz, wie Eisenstangen sein Gebein, es war der Anfang der Wege Gottes, er gab ihm sein Schwert.“

Ein Meeresungetüm zum Spielen und ein mit einem Schwert ausgestattetes stahlhartes Ungeheuer. Das Alte Testament mit seinen rätselhaften Andeutungen, Drohungen, Abgründen und Weissagungen ist und bleibt die göttlichste Mysterienfundgrube der Welt.

Sollte sich wirklich jemand die Mühe machen, den beiden ungemütlichen Tieren so etwas wie eine reale Bedeutung beizumessen, so bietet sich das Bild vom Menschen an, der sich mit Hilfe der Mathematik, der Technik und der Naturwissenschaften dazu aufgerafft hat, die Natur neu zu gestalten. Es geht um den Sieg über die Krankheiten, den Sieg über den Hunger und ein umfassendes Wissen über das, was die Welt im Innersten zusammenhält. Menschen umkreisen in eineinhalb Stunden die Erde, setzen unvorstellbare Mengen an Energie um, und die Lebenserwartung hat sich innerhalb eines Jahrhunderts fast verdoppelt. Wir könnten einigermaßen zufrieden sein, wenn da nicht die Atombombe, die Bevölkerungsexplosion und stark zunehmende Zivilisationserkrankungen wie Übergewicht, Diabetes und Depressionen wären. Wir können und wollen die modernen Wissenschaften nicht abschaffen, aber wir brauchen von Jahr zu Jahr immer mehr Wissenschaftler, die unsere selbst geschaffenen Ungeheuer samt ihrer Waffen im Zaum halten.




© 2007 Rudolf Öller, Bregenz


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Helden der Wissenschaft:
Hermann von Helmholtz
(1821-1894)
war Arzt, Physiologe, Physiker, Philosoph, kurzum ein Universalgelehrter, wie es ihn heute nicht mehr gibt. Er war in der Medizin, in der Physik und in der Biologie zu Hause. Respekt!

Silvia liest

Rudolf Oeller:

"Theke, Antitheke, Syntheke"
(Thriller über eine tragikomische Stammtischrunde auf dem Weg in den Tod)
Verlag novum, Zürich. ISBN 978-3-99130-025-0

"Wir waren eine großartige Bande von Stammtischbrüdern an der deutsch-österreichischen Grenze, auch zwei Stammtischschwestern waren dabei. Wir pfiffen auf alle Corona-Bestimmungen und trafen uns an jedem Freitag – eine verschworene Truppe, fast schon ein Dream Team. Drink Team trifft es allerdings besser. Voll Hoffnung starteten wir ins Coronajahr 2020, am Ende wurde es eine teils fröhliche, teils depressive Reise in den kollektiven Tod."

Das Buch ist bei Amazon, bei anderen Online-Händlern, beim Verlag und auch im Buchhandel erhältlich.

Interview zum Buch