Zurzeit herrscht an den Universitäten Hochbetrieb. Die ersten
Vorlesungen beginnen, und die Studenten eilen von einem Anschlagbrett
zum anderen um sich zu informieren. Etwa 57 Prozent der österreichischen
Maturantinnen und Maturanten beginnen ein Hochschulstudium, 32 Prozent
entscheiden sich für eine Berufslaufbahn oder absolvieren eine
berufsbezogene Kurzausbildung, der Rest besucht soziale oder pädagogische
Akademien. Die Maturanten, die erstmals an den Universitäten und
Fachhochschulen studieren wollen, sehen sich mit der Frage konfrontiert,
was sie aus dem Angebot auswählen sollen.
Die Zahlen (Österreichische Hochschulstatistik Wintersemester
2005/06) sind nicht uninteressant: Geisteswissenschaften 25%, Sozial-
und Wirtschaftswissenschaften 22%, Naturwissenschaften und Technik (incl.
Informatik) je 13% und Rechtswissenschaften sowie Medizin jeweils 7%.
Montanistik, Bodenkultur, Theologie und andere Richtungen liegen in
den unteren Bereichen. Die Geistes-, Sozial- und Wirtschaftswissenschaften
haben die Nase vorne, aber die technisch-naturwissenschaftlichen Disziplinen
holen auf, und das ist gut so. Daran ändert auch die Tatsache nichts,
dass Österreich im Bereich der Grundlagenforschung im internationalen
Vergleich schwach vertreten ist. Die Ursache dafür liegt zum einen
in fehlenden Spitzeninstituten, die sich ihre Professoren und Studenten
selbst wählen können, zum anderen in Versäumnissen der
letzten Jahrzehnte. Nobelpreisträger kommen selten aus Allerweltsbetrieben
sondern aus Eliteschmieden. Die Eidgenössische Technische Hochschule
(ETH) Zürich hat 21 Nobelpreisträger hervorgebracht, und das
ist kein Zufall.
Die Gründe für den Aufholprozess der Naturwissenschaften
liegen in den rasanten Wissenszuwächsen in den Bereichen Biochemie,
Genetik, Materialtechnik und Elektronik sowie im Bedarf der Industriebetriebe,
die ja die großen Innovations- und Wachstumsmotoren sind. Die
Industrie benötigt selbstverständlich Verwaltungspersonal,
Juristen und Wirtschaftsfachleute, aber die Produkte erfinden und entwickeln
nach wie vor die Naturwissenschaftler und Techniker.
Naturwissenschaften und Technik haben einen erfreulichen erzieherischen
Nebeneffekt, der in den Lehrplänen stärker berücksichtigt
werden sollte. „Dat legem natura tibi, non accepit ipsa“
wussten schon die Römer, „die Natur gibt dir ein Gesetz,
sie selbst nimmt keines (von dir) an.“ Naturwissenschaftler und
Techniker arbeiten mit den Naturgesetzen Hand in Hand, für Ideologien
ist nirgendwo Platz. Thumbe Gaskammernleugner und Dschihadversteher
wird man unter gebildeten Naturwissenschaftlern und Technikern keine
finden.