Der britische Zoologe Clinton Richard Dawkins wurde 1941 in Nairobi
geboren. Seit Jahren zählt er zu den großen Evolutionsbiologen.
Bekannt wurde Dawkins durch seine Bestseller „Das egoistische
Gen“ (The Selfish Gene), „Der blinde Uhrmacher“ (The
Blind Watchmaker) und andere populärwissenschaftliche Bücher.
Der englische Biologe und Schöpfer der modernen Evolutionsbiologie
– Charles Darwin – hatte einen Zeitgenossen als mächtigen
Mitstreiter, den Zoologen Thomas Henry Huxley, der sich selber „Darwins
Bulldogge“ genannt hatte. In Anlehnung an diese wenig schmeichelhafte
Bezeichnung wird Dawkins wegen seiner harten Argumentationsweise „Darwins
Rottweiler“ genannt.
Vor einem Jahr hat Dawkins einen Bestseller publiziert: „Der
Gotteswahn“, der nun in Deutsch erschienen ist und längst
die Millionen-Schallmauer durchbrochen hat. Dawkins hat das Buch als
Antwort auf die Kreationistenbewegung geschrieben, die in den USA unermüdlich
versucht, ihre Ideologie in Form einer kruden Vermischung von Religion
und Pseudowissenschaft in die Lehrpläne der Schulen zu drücken.
Der Kreationismus und eine jüngere Variante, der „Intelligent
Design-Kreationismus“, konnten in den USA bei den eher weniger
gebildeten Bevölkerungsschichten tatsächlich gewisse Erfolge
verzeichnen, doch der Weg in die Schulen bleibt diesen Ideologien durch
eine Serie klarer Gerichtsurteile verwehrt.
Dawkins’ Gotteswahn ist eine wuchtige Attacke auf die Religionen
der Welt, wobei die drei Eingottreligionen – Judentum, Christentum
und Islam – als besonders schädlich geschildert werden. Das
Programm des Buches kann man am Einband lesen: „Ich bin ein Gegner
der Religion. Sie lehrt uns, damit zufrieden zu sein, dass wir die Welt
nicht verstehen“. Dawkins hat mit seinen Büchern und Vorträgen
schlafende Hunde geweckt. Überall in den USA entstehen atheistische
Vereine und Initiativen, die sich gegen den wachsenden öffentlichen
Einfluss der Glaubensgemeinschaften wenden. Auch in Europa bekommen
atheistische Bewegungen neuerdings Zulauf. Einer ihrer Wortführer,
der französische Philosoph Michel Onfray, hat mit seinem letzten
Buch „Wir brauchen keinen Gott“ ebenfalls einen Bestseller
vorgelegt.
Die atheistischen Aktivisten übersehen etwas. In der Geschichte
der Wissenschaften ist es bisher weder gelungen, die Existenz noch die
Nicht-Existenz eines übernatürlichen Wesens eindeutig zu beweisen.
Atheismus ist daher genauso eine Glaubenssache wie jede Religion. Sowohl
für die Wissenschaften als auch für die Religionen wäre
es vernünftiger, Glaubens- und Wissenssysteme klar zu trennen.
An Glaubenskampagnen, egal in welche Richtung, haftet immer der Geruch
des Fanatismus.