Zurzeit heizt sich die öffentliche Diskussion am Bau von Moscheen
und deutsch-islamischen Terroristen auf. Die Bürger haben Angst
vor einer Bedrohung unserer christlichen Leitkultur, was insofern grotesk
erscheint, als immer mehr Menschen der Kirche den Rücken kehren.
Der Islam ist nach Judentum und Christentum die dritte der monotheistischen
Weltreligionen und bedeutet so viel wie „Unterwerfung unter Gott“.
Wegen der seit Jahrzehnten andauernden Wanderbewegungen (neudeutsch:
Migration) kam es zu wachsenden Moslempopulationen in Europa. In Leserbriefen,
Ansprachen und sonstigen Wortmeldungen ist eine Angst vor dieser Entwicklung
nicht zu überhören. Der Landeshauptmann von Niederösterreich,
Erwin Pröll, sprach in einem Interview sogar von einer „artfremden“
Kultur. Das Thema der Islamisierung Europas wird in den nächsten
Jahren verstärkt Eingang in die Wahlkämpfe finden, zumal auch
Stimmen laut werden, die nach der Gründung von Migrationsparteien
rufen.
Rechtsgerichtete Parteien wollen am liebsten die Moslems abschieben,
eher linksgerichtete Parteien sind nachsichtiger, weil sie mit einem
Wählerpotential rechnen. Das könnte sich eines Tages als Trugschluss
erweisen, denn die türkische Übersetzung von Adolf Hitlers
„Mein Kampf“ wurde vor drei Jahren von gut einem Dutzend
türkischen Verlagen auf den Markt gebracht, und kurz darauf stand
das Buch ganz vorne in den Bestsellerlisten.
Sollte der Islam ein Problem für unsere Gesellschaft darstellen,
dann läge dies weniger in den Kopftüchern und Moscheen sondern
in der Freiheit von Kunst und Wissenschaft und im Griff nach unseren
Schulen. Der Islam war nur in seiner Anfangszeit ein Motor des Fortschritts.
Es waren persische Ärzte und Biologen, die Aristoteles übersetzt
und die abendländische (!) Philosophie, das arabische Zahlensystem
und andere Neuerungen in ein intellektuell finsteres Europa gebracht
hatten. Gegen Ende des Mittelalters änderten sich die beiden Welten.
Europa fand den Weg in den Welthandel und in eine geistige Öffnung.
Künste und Wissenschaften wuchsen stetig, und diese Entwicklung
dauert heute noch an. Der Islam wurde Opfer einer innovationsfeindlichen
Kaste von Schriftgelehrten, die sich Vorschriften ausdachten, die bis
heute eine geistige Entwicklung des Islams behindern. Die seit Jahrhunderten
geächteten Personenbildnisse sind beispielsweise ein Dogma, für
das es nur eine vage Grundlage im Koran gibt. Wenn daher die europäischen
Moslems Rechte im Rahmen unserer demokratischen Rechtsordnung fordern,
ist das diskutabel. Wenn aber ein Griff nach unseren Wissenschaften,
Künsten und Lehrplänen versucht werden sollte, müssten
sämtliche Alarmglocken ertönen.