Eine neue Studie warnt vor Aktivitäten der islamistischen Muslimbruderschaft in Österreich. Lorenzo Vidino, Direktor des "Program on Extremism" der George-Washington-Universität, ist auch an Universitäten in Europa tätig. Er ist der Überzeugung, diese Bruderschaft verfüge über "beträchtliche Verbindungen und Einfluss". Der Muslimbruderschaft nahestehende Personen und Organisationen haben laut Vidino Schlüsselpositionen, die das Leben muslimischer Zuwanderer in Österreich regeln.
Sayyid Qutb (sprich: Kutb) gilt als Begründer der Ideologie des politischen Islamismus. Nachdem Qutb an der Universität Kairo ein Studium abgeschlossen hatte, bekam er eine Anstellung im ägyptischen Unterrichtministerium. 1946 veröffentlichte er das Buch "Soziale Gerechtigkeit im Islam" und trat der Muslimbruderschaft bei. Als er Probleme mit Vorgesetzten bekam, wurde er in die USA geschickt. Dieses Land war für Qutb ein schockierendes Erlebnis. In seinem Werk "Das Amerika, das ich sah" schrieb er sich seinen Zorn über die seiner Meinung nach materialistischen Amerikaner von der Seele. Der Islam sei, so folgerte Qutb, der einzige richtige Weg zur politischen und moralischen Erneuerung der Menschheit. Die Vertreter des Islamismus propagieren seither den Krieg gegen die vermeintlich dekadenten Ungläubigen und versprechen die Errichtung eines irdischen Gottesstaats.
Es ist ein Irrtum zu glauben, dass der Islamismus hauptsächlich eine Frage des Terrors ist, den man mit polizeilichen und militärischen Methoden eindämmen müsse. Der Islamismus reicht weiter. Professor Ahmed Zewail, einer der ganz wenigen muslimischen Nobelpreisträger, kam zu Beginn des Jahrtausends aus den USA in seine Heimat Ägypten. Politiker ließen sich eine Zeitlang begeistert mit ihm fotografieren. Nachdem Professor Zewail die Pläne zur Gründung eines Wissenschaftszentrums in Kairo vorgestellt hatte, gingen die muslimischen Geistlichen auf Distanz, und die Politiker durften sich nicht widersetzen. Zewail hatte verlangt, die Professoren des Wissenschaftszentrums sollten frei und unabhängig arbeiten können. Das ist eine Selbstverständlichkeit in westlichen Ländern. Die religiös motivierten Widerstände gegen Zewails Pläne wurden so groß, dass der Professor Ägypten verließ. Vor einem Jahr starb er in Kalifornien.
Wir haben unser Wissen, unseren Wohlstand, unsere Literatur, unsere Musik, unsere Meinungsfreiheit und vieles andere der Renaissance im 16. Jahrhundert und den nachfolgenden kulturellen Entwicklungen zu verdanken. Wer – so wie die Muslimbruderschaft - in Sachen Freiheit auf die Bremse steigt, will uns zurück in ein neues Mittelalter führen.