Welt der Naturwissenschaften
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SCHMERZVOLLER PROZESS |
Die Kirche hatte im Mittelalter ein Problem. Das in der Bibel vorausgesagte Ende der Welt wollte einfach nicht kommen. Die damals angesehenen Theologen, wie etwa Thomas von Aquin, waren daher gezwungen, eine Art weltliche Bibel zu etablieren. Die griechischen Philosophen Platon und Aristoteles wurden als kirchenkompatibel erachtet, wobei Aristoteles die wichtigere Rolle spielte. Aristoteles war ein kluger Mann, aber auch er war, so wie alle Philosophen, nicht vor Irrtümern gefeit. So behauptete er, dass die Erde im Mittelpunkt des Universums liegt, eine Annahme, die bekanntlich falsch ist. Das Beharren auf diesem Standpunkt und auf vielen anderen widerlegten Thesen kostete die Kirche langfristig ihre Machtposition. Heute beschränken sich christliche Kirchen auf Fragen der Ökologie und Sozialpolitik. Andere ehemals verkündete Inhalte wie Empfängnisverhütung spielen seit dem Tod von Papst Johannes Paul II im kirchlichen Themenkatalog keine Rolle mehr. Die Kirche hat sich ihrer weltlichen Philosophen teilweise entledigt, dem Islam ist das noch nicht gelungen. Der Koran ist nicht das einzige geheiligte Buch dieser Religion. Johann Wolfgang von Goethe hatte übrigens mit dem Koran ein Problem. Er hielt das Buch für wenig originell und fragte sich, ob es sich überhaupt um etwas Neues handle, da die Erschaffung der Welt in sechs Tagen, Adam, Abraham, der Erzengel Gabriel und Jesus von Nazareth im Koran erwähnt werden. Der Islam verwendet, ähnlich wie die Kirche, auch verschiedene weltliche Quellen. Die "Sunna" der Moslems besteht aus zwei Teilen, den "Hadithen" und der "Sira". Es handelt sich um eine umfangreiche Sammlung von Anweisungen und Anleitungen Mohammeds für den muslimischen Alltag. Ein Großteil der Sunna, zusammen mit einigen Texten aus dem Koran, bilden die "Scharia", das bis heute gültige Gesetz des Islam. Alle muslimischen Länder müssen laut Kairoer Konferenz von 1990 ihre weltlichen Gesetze an der Scharia ausrichten. Das Problem dabei ist der starre Dogmatismus. Laut Scharia darf es keine Meinungsfreiheit, keine Redefreiheit, keine Gleichstellung von Männern und Frauen, keine Gleichstellung von Muslimen und Ungläubigen, keine Freiheit der Kunst, und keine Freiheit der Wissenschaft geben. So wie die Kirche manche auf Platon und Aristoteles beruhende Lehrmeinungen beseitigen musste, so wird der Islam die Scharia kippen müssen, wenn er auch in Zukunft ernstgenommen werden will. Künste und Wissenschaften zu zensurieren ist im Westen undenkbar. Die Kirche hat aus ihren alten Fehlern gelernt. Das war ein schmerzvoller Prozess, der ein halbes Jahrtausend gedauert hat. Der Islam hat diese Prozedur noch vor sich. |
Die verspielte Renaissance Islamismus Ideologien: Epilog Die Krise der Ideologie Muslimbruderschaft Neues Blut Adam und Hawa Gedankenpolizei Abendland in Christenhand? Der Islam und die Freiheit |
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