Der Anfang des 2. Kapitels des Lukas-Evangeliums zählt zu den
bekanntesten Stellen der Bibel: „In jenen Tagen erließ Kaiser
Augustus den Befehl, das ganze Land aufzuzeichnen. Dies war die erste
Aufzeichnung und geschah durch Cyrinus, den Statthalter von Syrien. Alle
gingen hin, um sich einschreiben zu lassen, ein jeder in seine Vaterstadt.
Es ging auch Joseph von Galiläa aus der Stadt Nazareth hinauf nach
Judäa, in Davids Stadt, die Bethlehem heißt, weil er aus dem
Haus und Geschlecht Davids war, um sich einschreiben zu lassen mit Maria,
seiner Verlobten, die schwanger war.“
Kaiser Augustus zählt zu den wenigen weltlichen Herrschern, die
im Neuen Testament erwähnt werden. Wir werfen daher einen kurzen
Blick auf jenen Imperator, der wegen seines Erlasses bewirkte, dass Josef
mit Maria eine mühevolle Reise antreten musste, die zur bekannten
Geburt in einem unbekannten Stall führte.
Kaiser Augustus wurde 63 v. Chr. als Gaius Octavius Thurius geboren.
Er verbrachte seine Jugend auf einem Landgut und auf griechischen Schulen.
Bereits 45 und 46 v. Chr. nahm er an kriegerischen Feldzügen in Afrika
und Spanien teil. Die Nachricht vom Mord an seinem Großonkel Julius
Caesar erhielt Gaius Octavius während eines Feldzuges. Da er in Caesars
Testament als Haupterbe eingesetzt war, ging er nach Rom und machte seine
Ansprüche geltend. Von nun an nannte er sich Gaius Iulius Caesar
Octavianus. 27 vor Christus erhielt Gaius Octavianus vom Senat den Titel
„Augustus“ (der Erhabene) verliehen. Sein voller Name lautete
nun Imperator Caesar divi filius Augustus, kurz: Imperator Augustus.
Augustus, nach dem der achte Monat benannt ist, regierte das römische
Reich von 27 v. Chr. bis 14 n. Chr. Nach langem Bürgerkrieg hatte
er den Frieden in Rom wieder hergestellt. Augustus kämpfte grausam
gegen seine Gegner, trotzdem ging die Zeit seiner Herrschaft als eine
Ära des Friedens und der kulturellen Blüte in die Geschichte
ein. Diese Epoche ist für seine klassischen Dichter wie Horaz, Ovid
und Vergil bekannt und gilt als das bei Gymnasiumsschülern bekannte
und manchmal etwas gefürchtete goldene Zeitalter der lateinischen
Literatur.
Unter Augustus’ Herrschaft begannen die Römer ihre Germanienfeldzüge,
zogen sich aber nach der verheerenden Niederlage in der Varusschlacht
9 n. Chr. wieder zurück. Augustus soll, als ihm die schreckliche
Nachricht überbracht wurde, geweint und dann ausgerufen haben: "Quintili
Vare, legiones redde!" - "Varus! Gib mir die Legionen wieder!"
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