Christkindl in Oberösterreich ist ein Wallfahrtsort, wenige Kilometer
westlich der Stadt Steyr gelegen. Die Geschichte von Christkindl begann
mit dem Steyrer Kapellmeister Ferdinand Sertl, der an Epilepsie litt.
Steyrer Nonnen hatten ihm 1695 eine Wachsfigur des Jesuskinds gegeben,
die er in der Höhlung einer Fichte in der Gegend des heutigen Ortes
Christkindl aufstellte und jeden Samstag zur Andacht aufsuchte. Sertl
wurde geheilt, was sich vielleicht auch deshalb herumsprach, weil Kaiser
Leopold der Stadt Steyr zur gleichen Zeit die Durchführung eines
Jahrmarktes genehmigt hatte. Pilger aus Tirol, Bayern, Italien und anderen
Ländern wurden angelockt. Aus den Opfergaben wurde 1699 eine hölzerne
Kapelle "Zum gnadenreichen Christkindl im Baum" errichtet. Die Chronik
berichtet über die damalige Zeit, dass "die Jahre für die Geschichte
der Stadt nichts Merkwürdiges darbieten". Man "feierte immer wieder
Freudenfeste", weil Prinz Eugen von Savoyen und der englische General
Marlborough die französischen und bayrischen Truppen geschlagen hatten
und sich "der Krieg gänzlich aus Österreichs Nähe entfernt
hatte".
1708 wurde auf Betreiben des Abtes von Garsten, Anselm Angerer, und nach
Plänen des Italieners Giovanni Carlone mit dem Bau der heutigen barocken
Wallfahrtskirche in Christkindl begonnen, die schließlich vom österreichischen
Baumeister Jakob Prandtauer vollendet und 1725 geweiht wurde. Damals ahnte
freilich niemand, dass dieser romantische Flecken auf einer reizvollen
Anhöhe zwischen Steyr- und Ennstal einmal weltberühmt werden
sollte.
Die internationale Bekanntheit von Christkindl begann 1950 mit der erstmaligen
Einrichtung eines Sonderpostamts zur Weihnachtszeit, über das seither
alljährlich vom Beginn des Advents bis einschließlich 6. Januar
Weihnachtspost in alle Welt geleitet und mit zwei jährlich wechselnden
Sonderstempeln versehen wird.
Christkindl hat nicht nur eine schöne Wallfahrtskirche und ein einzigartiges
Weihnachtspostamt zu bieten. In Steyr und Christkindl sind zudem die größten
und schönsten Weihnachtskrippen der Welt zu bewundern. Das "Steyrer
Kripperl", ein Liebling aller Kinder und Junggebliebenen, ist das
letzte noch bespielte mittelalterliche Stabpuppentheater. Manchmal wird
beklagt, dass der aus Skandinavien stammende und über die amerikanische
Werbung zu uns gestoßene Weihnachtsmann allmählich den Volksglauben
an das Christkinds verdrängt. Zumindest im oberösterreichischen
Wallfahrtsort lebt die Welt des Christkindls und die damit verbundenen
leuchtenden Kinderaugen für immer weiter.
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