Zeitgeistpfleger und andere Spießbürger beginnen schon während
der Adventzeit von „Xmas“ zu reden. Leute, die schonungslos
'up to date' sein müssen, gehen nicht auf einen Adventabend sondern
setzen sich eine weiß-rote Zipfelmütze auf und lassen es auf
einer trendigen Xmas-Party so richtig krachen.
„Xmas“ kommt aus Amerika, ist ein schlampiger Ausdruck für
„Christmas“, enthält aber einen religiösen Kern.
Der Buchstabe „X“ ist im Griechischen das "Chi"
und somit der Anfangsbuchstabe von Christus. In unseren Kirchen sieht
man häufig ein X und ein P übereinander geschrieben. Das „P“
ist im Griechischen das „Rho“, das unserem R entspricht, und
X und P bedeuten nichts anderes als die ersten beiden griechischen Buchstaben
von Christus. Xmas kann als griechisch-englische Abkürzung für
Weihnachten gelten. Wer auf eine Xmas-Party geht, besucht also eine Weihnachtsfeier.
Vergessen wird dabei, dass wir momentan den Advent erleben, und Weihnachten
erst am 25. Dezember gefeiert wird. Der Grund, warum wir uns schon am
24. Dezember beschenken, liegt in der alten babylonisch-jüdischen
Tradition, wonach ein Kalendertag mit dem Einbruch der Dunkelheit des
Vorabends beginnt.
Die Verunstaltung des Weihnachtsfestes durch die Spaßgesellschaft
ist keine Errungenschaft unserer Zeit. „Darum lasst uns das Fest
nicht weltlich feiern, sondern göttlich, nicht irdisch sondern überirdisch“
predigte Kirchenvater Gregor von Nazianz im 3. Jahrhundert. Auch der Bibelübersetzer
Hieronymus beklagte - ebenfalls im 3. Jahrhundert - gewisse profane Entwicklungen:
„Jetzt haben wir Christen die aus Lehm gefertigte Krippe entfernt
und durch eine silberne ersetzt.“
Im Mittelalter erinnerte Franz von Assisi an Schlichtheit. 1223 stellte
er in der freien Natur die ersten Stunden von Jesus im Stall von Bethlehem
szenisch nach. Er verwendete dazu lebende Tiere und Menschen. Seine Weihnachtspredigt
handelte damals vom „Deus semper minor“, von Gott, der immer
der kleinere und geringere ist. Franz von Assisi wurde durch diese Inszenierung
- heute würde man von einer „künstlerischen Installation“
sprechen - zum Begründer unseres Kripperlbrauchtums.
Die lauteste Zeit im Jahr, die im Grunde eine stille sein soll, hat den
Theologen Karl Rahner schon vor vierzig Jahren genervt. „Es ist
kein Vergnügen, einen Kommentar oder so etwas wie einen Leitartikel
für Weihnachten zu geben“ gestand er 1962, und Altbischof Reinhold
Stecher meinte in seinem Buch „Die leisen Seiten der Weihnacht“:
„Geh auf die leisere Seite des Lebens!“
|
|