Die Nobelpreisträger des laufenden Jahres werden jeweils im Oktober
bekanntgegeben. 1922 - vor 75 Jahren - erhielt Albert Einstein den Nobelpreis
für Physik überreicht, der ihm ein Jahr zuvor zugesprochen worden
war. Einstein zählt zu den großen, berühmten und schillernden
Figuren unseres Jahrhunderts.
Der Jude und engagierte Zionist Albert Einstein wurde in Deutschland
geboren. Mit 16 Jahren war er staatenlos, mit 21 wurde er Schweizer Bürger,
mit 40 besaß er wieder die deutsche Staatsbürgerschaft, dazwischen
lag ein kaiserlich österreichisches Intermezzo an der Universität
Prag. Gestorben ist Einstein als Amerikaner. Seiner ersten Frau überschrieb
er bei der Scheidung das Geld aus dem Nobelpreis - drei Jahre bevor er
ihn erhielt.
Zu Beginn des Jahrhunderts entwickelte Einstein die spezielle Relativitätstheorie,
die ihn zwar weltberühmt machte, für die er aber nicht den Nobelpreis
erhielt. In besagter Theorie taucht eine brisante Formel auf, die der
Materie eine gewaltige Energiemenge zuweist. Nachdem 1938 in Deutschland
die Atomkernspaltung entdeckt worden war, erkannte man schließlich
die praktische Bedeutung der Formel. Einstein verfaßte daraufhin
gemeinsam mit anderen Physikern einen Brief an Präsident Roosevelt.
Darin wiesen die Verfasser einerseits auf die Möglichkeit hin, eine
Atombombe herzustellen und andererseits auf die Gefahr, daß die
deutsche Regierung einen solchen Weg einschlagen könnte. Der Brief,
der nur von Einstein unterzeichnet war, intensivierte die Bemühungen
der USA, eine Atombombe zu bauen.
Das damalige Deutschland hätte die wirtschaftliche und wissenschaftliche
Macht besessen, ebenfalls eine Atombombe zu entwickeln. Hitler war jedenfalls
von Physikern genau informiert worden. Das Atombombenprojekt wurde aber
nur halbherzig in Angriff genommen. Eine mögliche Erklärung
findet sich in den Memoiren des Rüstungsministers Albert Speer: "Vielleicht
wäre es gelungen, im Jahre 1945 die Atombombe einsatzbereit zu haben.
... Hitler verehrte den Physiker und Nobelpreisträger Philipp Lenard,
der ... einer der wenigen frühen Anhänger Hitlers aus dem Kreis
der Wissenschaft war. Lenard hatte Hitler belehrt, daß die Juden
auf dem Weg über die Atomphysik und die Relativitätstheorie
einen zersetzenden Einfluß ausübten. Vor seiner Tafelrunde
bezeichnete Hitler ... die Kernphysik als ‚jüdische Physik‘."
Der überzeugte Pazifist und Nobelpreisträger Einstein veranlaßte
Roosevelt die Atombombe zu bauen. Der militante Judenhasser und Nobelpreisträger
Lenard verhinderte dagegen, daß Hitler das gleiche tat. Ein groteskes
Beispiel dafür, wie Wissenschaft und Ideologie die Politik und den
Gang der Geschichte beeinflussen können.
|
|