Stanley Kubrick drehte 1963 seine berühmte, inzwischen etwas in Vergessenheit
geratene Satire „Dr. Seltsam oder wie ich lernte, die Bombe zu lieben“.
Laut Meinung der Filmkritiker ist dies der beste Film, der je über
die atomare Bedrohung gedreht wurde. Peter Sellers brillierte in einer
Dreifachrolle als britischer Group Captain Mandrake, als amerikanischer
Präsident Muffley, und als durchgedrehter Wissenschaftler Dr. Seltsam.
Aber auch die großartigen Schauspieler Sterling Hayden (General
Ripper) und George Scott (General „Buck“ Turgidson) machen
den Film zu einer überragenden rabenschwarzen Groteske.
Die heimlichen Stars des Films sind Slim Pickens als Pilot Major Kong
und sein riesiger B-52 Bomber. Von diesem Flugzeug ist immer dann die
Rede, wenn die USA ein Land mit Bomben bewerfen. Die Boeing B-52 „Stratofortress“
ist unter allen Kriegsflugzeugen, die je gebaut wurden, wahrscheinlich
das gewaltigste. Das erste Modell, eine YB-52, absolvierte ihren Jungfernflug
im April 1952. Allein die Tragflächen haben 370 Quadratmeter, das
entspricht drei bis vier Wohnungen. In der Folge wurden die Maschinen
immer wieder verbessert und mit neuen elektronischen Systemen ausgestattet.
Das Grundkonzept der B-52 hat sich jedoch seit 50 Jahren nicht verändert.
Die B-52 hat heute eine Startmasse von rund 230 Tonnen, kann 23 Tonnen
Bombenlast aufnehmen und ohne zu tanken 12.000 Kilometer weit fliegen.
Die aktuelle Version B-52H, die auch nicht mehr ganz neu ist, kann auch
Cruise Missiles transportieren. Insgesamt wurden bis heute - einschließlich
der Prototypen - knapp 500 B-52 Bomber gebaut.
Die B-52 ist ein Produkt des kalten Krieges. Die ursprüngliche Bestimmung
der B-52 war der Abwurf großer Atombomben, wobei ein einziges dieser
Flugzeuge eine Sprengkraft von mehreren Megatonnen transportieren könnte
– ein Vielfaches der Sprengkraft aller Bomben des 2. Weltkrieges.
Eine atomar bestückte B-52 könnte ein ganzes Land entvölkern.
Dem Film "Dr. Seltsam" liegt der Thriller "Red Alert"
von Peter George zugrunde. Es geht dabei um die Gefahr eines durch eine
Verkettung von Zufällen ungewollt ausgelösten Atomkrieges. Stanley
Kubrick hat daraus ein Denkmal des Irrsinns gemacht. Wenn man die Unumkehrbarkeit
einmal in Gang gesetzter Vernichtungsmaschinen perfektioniert, dann gibt
es keinen stabilen Frieden mehr in der Welt. Der Krieg im Irak zeigt das
Antlitz dieser gewalttätigen Maschinerie auf erschreckende Weise
und lässt uns vergessen, dass es noch jede Menge Fanatiker gibt,
die am Drücker sitzen. Sie lauern, auch atomar ausgerüstet,
unter anderem in Indien, Pakistan und Nordkorea.
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