Investoren sind ständig auf der Suche nach Erfindungen, die Gewinne
versprechen. Das ist eine legitime Sache, denn Erfinder sind nicht selten
arme Schlucker, und die Finanzmänner wollen ihr Kapital verzinst
sehen. Problematisch kann die Sache werden, wenn Geldgeber und Gesetzesvertreter
weder über Fantasie noch über eine naturwissenschaftlich-technische
Vorbildung verfügen. So wurde 1913 der amerikanische Erfinder Lee
de Forest wegen Betrugs vor ein Gericht gestellt. In der Anklageschrift
hieß es unter anderem: "De Forest hat in vielen Zeitungen Artikel
unter seinem Namen drucken lassen, dass es innerhalb weniger Jahre möglich
sein werde, die menschliche Stimme über den Atlantik zu übertragen.
Auf Grundlage dieser absurden und absichtlich irreführenden Behauptungen
wurde dem genarrten Publikum nahe gelegt, Aktien seiner Gesellschaft zu
kaufen."
Die Geschichte von de Forest ist schon komisch genug, aber grotesk wird
die Sache, wenn unbrauchbare Patente eingereicht werden, die von Investoren
für sensationell gehalten werden. Als der brillante Nobelpreisträger
Richard Feynman zwischen 1945 und 1950 an der amerikanischen Cornell-Universität
arbeitete, erhielt er einen Anruf aus Kalifornien. Der Anrufer erklärte
ihm, man hätte Geld beschafft, um eine Fabrik für atomar getriebene
Raketen zu bauen. Feynman sollte Direktor der Forschungsabteilung werden.
Der Anrufer war so begeistert von der Idee der Atomraketen, dass er Feynmans
Einwände nicht hören wollte.
Was war geschehen? Feynman hatte als junger Physiker in Los Alamos an
der Atombombe mitgearbeitet, und dort gab es einen Hauptmann Smith, der
ein Patentbüro für die Regierung verwaltete. Smith hatte die
Aufgabe, aus den Ideen der Bombenforscher brauchbare Projekte herauszufiltern.
Irgendwann versprach Smith einen Dollar Honorar für jeden technischen
Entwurf. Das sprach sich alsbald herum. Wer einen Dollar brauchte, lieferte
einfach den nächstbesten Einfall ab. Da Hauptmann Smith wenig zu
tun hatte, meldete er alle Ideen, auch wenn sie verrückt erschienen,
als Patent an. Schließlich hatte man es in Los Alamos ja mit talentierten
Leuten zu tun. So kam es, dass auch der junge Physiker Feynman ein paar
unbrauchbare Entwürfe ablieferte wie etwa Raketen mit Atomreaktoren
als Antrieb, was amerikanische Investoren Jahre später für einen
Geheimtip hielten. Feynman zockte die raketenbegeisterten Kalifornier
nicht ab, lachte sich insgeheim aber krumm.
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