Welt der Naturwissenschaften
(Scientific Medley)

 Jahresübersicht 2005

Als ich aus der Zelle durch die Tür in Richtung Freiheit ging, wusste ich, dass ich meine Verbitterung und meinen Hass zurücklassen musste, oder ich würde mein Leben lang gefangen bleiben.
(Nelson Mandela)


21. Dezember 2024


zurück Übersicht weiter

DIE WÖCHENTLICHE ÜBERTREIBUNG

Die Nachrichtenseiten im Internet sind voll von Sensationen. Tsunamikatastrophen, Todesfälle prominenter Zeitgenossen, Scheidungen und Hochzeiten der vermeintlich Reichen und Schönen und vieles mehr erfahren die Internetsurfer immer zuerst. Vorausgesetzt, sie klicken die richtigen Seiten an oder haben die schnellsten "Ticker" abonniert.

Die alltäglichen oder zumindest allwöchentlichen Sensationen sind so selbstverständlich geworden, dass sie auch dort vermutet werden, wo es gar keine gibt. Das erinnert an die "Sitcoms" im Fernsehen, in denen künstliches Lachen vom Band gespielt wird, auch dann, wenn es nichts zum Lachen gibt.

Die meisten vermeintlichen Sensationen finden sich auf den Wissenschaftsseiten im Internet. Kürzlich fand sich folgender Text auf den Seiten einiger Nachrichtenmagazine: "Unkraut stellt Vererbungslehre auf den Kopf: Der Ackerschmalwand sind die Mendelschen Gesetze egal. Im Notfall tauscht sie fehlerhafte Gensequenzen ihrer Eltern gegen gesunde von ihren Großeltern aus - und stellt damit eine fundamentale Regel der Vererbungslehre in Frage." Im Text eines News-Tickers hieß es gar: "Wissenschaftler der University of Purdue in West Lafayette/Indiana haben mit Erstaunen festgestellt, dass die Mendelsche Vererbungslehre nicht immer und überall zutrifft: Die Ackerschmalwand trotzt dieser Theorie."

Hier wird sinngemäß verkündet, dass die Mendelschen Erbgesetze, die man schon in der Hauptschule in Biologie vorgesetzt bekommt, zum alten Eisen gehören: Mendels Lehre wurde widerlegt, die Biologiebücher müssen neu geschrieben werden.

Die Wahrheit sieht anders aus und entbehrt jeglicher Sensation. Schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts erkannten Biologen, dass Gruppen von Genen gemeinsam vererbt werden. Dieses Phänomen nennt man "Koppelung" und führte zur Entdeckung, dass die Gene auf den Chromosomen sitzen. Das Phänomen der Koppelung hatte Mendel nur durch Zufall übersehen. Im Laufe der Jahre wurde eine Fülle weiterer komplexer Mechanismen im Bereich der Gene gefunden, die Mendel unmöglich kennen konnte. Schon seit Jahrzehnten wird der Begriff "non Mendelian heredity" (Nicht Mendelsche Vererbung) verwendet. Die Mendelsche Theorie wird dadurch ergänzt, nicht aber in Frage gestellt.

Die wöchentlichen vermeintlichen "Sensationen" und "Widerlegungen" als faulen Zauber zu entlarven gelingt meist nur, wenn man über ein mit Kritikfähigkeit kombiniertes allgemeines Wissen verfügt. Das Bildungswesen muss sich auch darum kümmern, die jungen Leute zu befähigen, vermeintliche Sensationsmeldungen als das zu erkennen, was sie sind: Haltlose und simple Übertreibungen.

Die wöchentliche Übertreibung
N-Strahlen
Mörderbestien
1 Dollar-Patente
Wissenschaft mit Narrenkappe
Im Zeichen des Steinbocks
Der Raumquantenmotor
Para, Pseudo, Prellerei
Theorien und Dogmen
Techno-Mythen
Intellektuelle Antimaterie
Bild der Wissenschaft

© 2005 Rudolf Öller, Bregenz


Frontpage Übersicht Sitemap Joker Kontakt und Videos
1996 1997 1998 1999 2000
2001 2002 2003 2004 2005
2006 2007 2008 2009 2010
2011 2012 2013 2014 2015
2016 2017 2018 2019 2020
2021 2022 2023 2024

Helden der Wissenschaft:
Ejnar Hertzsprung
(1873-1967)
begründete mit Hilfe des Hertzsprung-Russel-Diagramms die moderne Kosmologie.


Rudolf Oeller:

Typhon District

Thriller über eine Gruppe von Wissenschaftlern, die Gott gründlich ins Handwerk pfuscht und dabei zugrunde geht.
Europa Verlagsgruppe. ISBN 9791220149914

Alles beginnt mit einer harmlosen Untersuchung: Als Ben, ein Molekularbiologe, um Hilfe gebeten wird, weil die Schimpansenweibchen im Zoo keinen Nachwuchs bekommen, ahnt er noch nicht, dass seine Welt bald aus den Fugen geraten wird. Die Ursache der Zeugungsunfähigkeit ist nämlich eine Chromosomenmutation der Affendamen, und die bringt seinen Chef auf eine folgenreiche Idee. So entsteht das unter Verschluss gehaltene Projekt Typhon District, benannt nach einem Hybridmonster aus der Mythologie. Erst allmählich kommen bei Ben und seinem internationalen Team Zweifel auf. Doch da sind sie bereits tief in einem Strudel von Geld und Machtgier, Manipulation und Skrupellosigkeit gefangen. Nicht nur ihre eigenen Leben sind bedroht. Als sie das bemerken, ist es bereits zu spät.

Das Buch ist sowohl im Handel als auch im Internet erhältlich.