Welt der Naturwissenschaften
(Scientific Medley)

 Jahresübersicht 2000

Die Gedankenfreiheit ist die einzig wahre und die größte Freiheit, die der Mensch erreichen kann.
(Maxim Gorki)


21. November 2024


zurück 2000 vorwärts

THEORIEN UND DOGMEN (1)

Neue wissenschaftliche Erkenntnisse werden manchmal mit dem Begleitkommentar "wissenschaftliches Dogma wurde gestürzt" verkündet. In dieser kurzen Aussage befinden sich gleich zwei Fehler.

Erstens gab es nie wissenschaftliche Dogmen, und zweitens wurden wissenschaftliche Erkenntnisse in der Geschichte nur selten umgestoßen. Ein Dogma ist ein Glaubenssatz, der nicht hinterfragbar ist. In der altgriechischen Sprache bedeutet "Dogma" so viel wie Lehrsatz oder Verordnung. Die neugriechische Sprache ist direkter, "dogmatikos" bedeutet hier "engstirnig", "unkritisch" oder "verbohrt".

Wissenschaften arbeiten mit Theorien. Sie sind Erklärungen und Anschauungen, die man aus der Erfahrung gewinnt. Eine Wissenschaft kann eine Wahrheit bestenfalls näherungsweise beschreiben, denn eine Theorie ist nie vollständig. Einige Denkmodelle erwiesen sich bisher als falsch, wie etwa die Behauptung, die Erde sei flach und liege im Zentrum des Universums. Die meisten Theorien in den Wissenschaften wurden jedoch nicht umgestoßen sondern erweitert. Manchmal wird der Eindruck erweckt, dass alle paar Monate alte wissenschaftliche Theorien weggekippt werden, weil alles Neue richtig, das Alte jedoch falsch sei, doch das ist Unsinn.

Der Grieche Archimedes fasste 100 v. Chr. die Prinzipien der Statik und Hydrostatik (Verhalten von Flüssigkeiten) zusammen. Diese Prinzipien sind heute genauso gültig wie vor über 2000 Jahren. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts dehnte der Italiener Galileo Galilei dieses Wissen aus, indem er fallende und rollende Objekte beobachtete. Galileis Theorien hatten die Ideen des Archimedes nicht widerlegt sondern verbessert. Isaac Newton ging gegen Ende des 17. Jahrhunderts noch weiter, als er die moderne Physik begründete. Die Newtonsche Revolution stellte Galileis und Archimedes’ Leistungen nicht in Frage, sondern erweiterte abermals unseren Blick. Später kamen die Elektrizität (Faraday), die Strahlen (Maxwell), die Relativitätstheorie (Einstein) und die Quantenphysik (Planck, Bohr, Schrödinger u.a.) dazu. Die Quantenphysik und die Relativitätstheorie waren jeweils wissenschaftliche Sensationen, aber sie brachten nichts, was die Lehren der großen Männer Archimedes, Galilei, Newton oder Faraday liquidiert hätte.

Morgen schon wird man neue Erkenntnisse gewinnen. Sie werden von den alten Theorien wenig ausmerzen, diese aber erweitern und unser Wissen vergrößern. Aus diesem Grunde haben endgültige Dogmen in den Wissenschaften keinen Platz. Wegen (meist religiöser) Dogmen wurden übrigens grausame Kriege geführt. Wissenschaftliche Theorien waren oft ein Anlassfall für Kontroversen, niemals aber für Kriege.

Die wöchentliche Widerlegung
N-Strahlen
Mörderbestien
1 Dollar-Patente
Wissenschaft mit Narrenkappe
Im Zeichen des Steibocks
Der Raumquentenmotor
Para, Pseudo, Prellerei
Theorien und Dogmen
Techno-Mythen
Intellektuelle Antimaterie
Der gescheiterte Papst
nature

© 2000 Rudolf Öller, Bregenz


Frontpage Übersicht Sitemap Joker Kontakt und Videos
1996 1997 1998 1999 2000
2001 2002 2003 2004 2005
2006 2007 2008 2009 2010
2011 2012 2013 2014 2015
2016 2017 2018 2019 2020
2021 2022 2023 2024

Helden der Wissenschaft:
Roger Penrose
(* 1931)
berechnete gemeinsam mit Stephen Hawking die Verteilung von Masse und Energie im Universum und bewies die Existenz von Schwarzen Löchern.


Rudolf Oeller:

Typhon District

Thriller über eine Gruppe von Wissenschaftlern, die Gott gründlich ins Handwerk pfuscht und dabei zugrunde geht.
Europa Verlagsgruppe. ISBN 9791220149914

Alles beginnt mit einer harmlosen Untersuchung: Als Ben, ein Molekularbiologe, um Hilfe gebeten wird, weil die Schimpansenweibchen im Zoo keinen Nachwuchs bekommen, ahnt er noch nicht, dass seine Welt bald aus den Fugen geraten wird. Die Ursache der Zeugungsunfähigkeit ist nämlich eine Chromosomenmutation der Affendamen, und die bringt seinen Chef auf eine folgenreiche Idee. So entsteht das unter Verschluss gehaltene Projekt Typhon District, benannt nach einem Hybridmonster aus der Mythologie. Erst allmählich kommen bei Ben und seinem internationalen Team Zweifel auf. Doch da sind sie bereits tief in einem Strudel von Geld und Machtgier, Manipulation und Skrupellosigkeit gefangen. Nicht nur ihre eigenen Leben sind bedroht. Als sie das bemerken, ist es bereits zu spät.

Das Buch ist sowohl im Handel als auch im Internet erhältlich.