Die meisten Erwachsenen kennen die Codes aus den radikalen Szenen
nicht. Sie wissen nicht einmal, dass es so etwas gibt. Die deutsche
Agentur für soziale Per-spektiven hat daher die Broschüre
"Das Versteckspiel" veröffentlicht. Demnach gibt es
mehr als 100 Zeichen, die verdeckt oder offen ausdrücken, dass
der Träger mit rechtsradikalem Gedankengut sympathisiert. Dazu
zählen Eiserne Kreuze, Springerstiefel mit weißen Schuhbändern
(ein Symbol für die weiße Rasse), die Zahlen 18 (für
Adolf Hitler), 28 (für die verbotene Organisation "Blood
& Honour") oder 88 (für „Heil Hitler!“).
Die Geheimsprache, in der jugendliche Extremisten ihre rechte Gesinnung
demonstrieren, wird auch durch ihre Bekleidung („Dresscode“)
gezeigt. Auf ihren Hemden, Jacken oder Mützen tragen sie Schriftzüge
wie Consdaple, Thor Steinar, Lonsdale oder Pitbull. Die Kombination
von Bomberjacken der Marke Alpha Industries mit Hemden des Designers
Ben Sherman und Springerstiefeln sind inzwischen auf vielen Schulhöfen
zu beobachten.
Es wäre zu kurzsichtig, vor der ganz großen Gefahr von
rechts zu warnen. Die Feinde von Demokratie und Freiheit lauern nämlich
nicht in einer bestimmten Himmelsrichtung sondern rundherum. Haben
wir die unzähligen todbringenden Ideologien der Geschichte schon
vergessen? Für die Kreuzritter waren Moslems nichts als Schlachtvieh
und für die Inquisition waren Ketzer Brennstoff für den
Scheiterhaufen. Der Faschist lässt nur edle Menschenrassen gelten,
„minderwertige“ Rassen sollen vernichtet werden. Der Sozialdarwinist
gibt nur dem Starken ein Lebensrecht, alles Schwache darf man mitleidlos
zugrunde gehen lassen. Für den Marxisten ist die richtige Klasse
das Maß aller Dinge, für den Zionisten ist der Araber ein
Mensch zweiter Klasse, und für die Islamisten sind alle „Ungläubigen“
mindere Wesen, die im Namen Allahs umgebracht werden dürfen.
Allen diesen Ideologien ist ein Grundgedanke gemein: Wenn die Welt
nur noch aus Menschen besteht, die alle das gleiche tun und denken,
und zwar das Richtige, dann entsteht ein Paradies.
Zu den Strategien gegen radikale Ideologien und religiösen Fanatismus
zählen nicht nur Aufklärung und gute Arbeitsplätze
für Jugendliche. Wir müssen auch den Mut haben, die politischen
Botschaften von Kultur, Wissenschaften und internationalen Organisationen
wie etwa das Rote Kreuz, nachhaltiger als bisher zu vermitteln. Damit
wird im Sinne einer wehrhaften Demokratie der Jugend verkündet,
dass diskriminierende Ideologien und religiös motivierte Gewalttätigkeit
etwas für intellektuelle Schwächlinge ist. Wissenschaft,
Kultur und soziale Verantwortung sind befreiend, und - um in der Sprache
der Jugend zu bleiben - cool.
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