Der frühere Astronaut und langjährige Senator von Ohio, John
Glenn, sagte kürzlich: "Wenn wir dieses Durcheinander jetzt
nicht in den Griff bekommen, werden wir zukünftigen Generationen
ein ökologisches und finanzielles Desaster hinterlassen."
Das Desaster, von dem hier die Rede ist, ist die atomare Altlast von
Hanford und anderer vergleichbarer Fabriken. In Hanford wurde das Plutonium
für die ersten amerikanischen Atombomben erzeugt. Die vorläufige
Absicherung der radioaktiv verseuchten Maschinen, Hallen, Bunker und Reaktoren
verschlingt heute schon Millionen. Die Kosten einer langfristigen Sanierung
können zur Zeit nur geschätzt werden, sie sind jedenfalls unvorstellbar
hoch.
Nach Recherchen der angesehenen amerikanischen Zeitschrift "Scientific
American" lagern in Hanford mindestens 12 Tonnen hochgefährliches
Plutonium teilweise ungesichert im Boden. Außerdem existieren 177
meist korrodierte Tanks voll mit radioaktiven Abfällen. Man schätzt,
daß bisher 3700 Kubikmeter radioaktive Lösungsmittel im Boden
versickert sind. Der Horror wird abgerundet durch 2100 Tonnen bestrahlte
Kernbrennstoffe, die in irgendwelchen Wasserbecken herumliegen. Das strahlende
Gift kann man nur verglasen, in Zement gießen, vergraben oder sonstwie
verfrachten, aus der Welt schaffen kann man es nicht mehr.
In Amerika ist das Ausmaß des Problems einigermaßen bekannt,
zumindest gibt sich das Energieministerium (Department of Energy) Mühe,
die Größenordnung des Problems hinlänglich zu schätzen.
In Rußland ist die Situation dramatischer, weil das Ausmaß
der Verseuchung unbekannt ist. Es gibt nur wenige Berichte, wie etwa den
einer französischen TV-Produktionsfirma, die 1993 einen Dokumentationsfilm
in Murmansk drehen konnte. Dort liegt der größte Teil der russischen
Flotte, darunter auch die U-Boote der "Taifun"-Klasse, von denen
jedes 20 Interkontinentalraketen mit je 6 Atomsprengköpfen trägt.
120 Atombomben auf jedem Boot! Diese Waffensysteme verrosten, alte Reaktoren
werden ins Meer geworfen, abgebrannte Brennstäbe auf die Halde gekippt.
Im Resümee der Dokumentation heißt es: "Der Kommunismus
ist tot, der Kalte Krieg zu Ende, das Sowjetreich verschwunden und der
Stolz dahin. Es bleibt die Verrottung der Atomwaffen und die Seelennot
jener, die darum wissen. Ein Untergang kündigt sich an, der die ganze
Welt bedroht."
Die nuklearen Waffen der Supermächte waren die Trumpfkarten im Kalten
Krieg, aber den nachfolgenden Generationen wurde ein ökologisches
und finanzielles Vermächtnis hinterlassen, dessen Kosten alle vorstellbaren
Größenordnungen sprengt. Die Historiker könnten das 20.
Jahrhundert eines Tages als dasjenige bezeichnen, in dem die Menschen
eine teuflische Hypothek auf die Zukunft nahmen.
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