Welt der Naturwissenschaften
(Scientific Medley)

 Jahresübersicht 2008

Als ich aus der Zelle durch die Tür in Richtung Freiheit ging, wusste ich, dass ich meine Verbitterung und meinen Hass zurücklassen musste, oder ich würde mein Leben lang gefangen bleiben.
(Nelson Mandela)


21. Dezember 2024


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FREIHEIT UND FOLTER


Der deutsche Kabarettist Gerhard Polt sagte einmal im Verlaufe eines seiner Programme sinngemäß: „Tolerant kommt vom lateinischen tolerare, und das bedeutet etwas aushalten, etwas ertragen. Wenn also früher jemand gefoltert wurde, und er hat das ausgehalten, dann war er tolerant.“

An diese Worte wird man unweigerlich erinnert, wenn man von gewissen Wahlkampftönen gefoltert wird, wie kürzlich in der schönen Stadt Graz, in der eine Lokalpolitikerin die Moslems attackierte und meinte, der Prophet Mohammed sei Epileptiker und im heutigen Sinn ein Kinderschänder gewesen. Vielleicht stimmt es, vielleicht auch nicht, in jedem Fall ist die Sache heute eher belanglos. Genauso könnte man die christlichen Kirchen attackieren und behaupten, der Apostel Paulus sei Epileptiker gewesen, was mit hoher Wahrscheinlichkeit auch der Fall war. Paulus (damals noch Saulus) war, wie man nachlesen kann, mit einer Schlägerbande nach Damaskus unterwegs um dort Christen aufzumischen. Sein Zusammenbruch mit nachfolgender Erblindung auf der Reise (Apostelgeschichte 9, 1-9) zeigt alle klassischen Symptome eines epileptischen Anfalls. Aber auch das ist heute nicht mehr relevant. Entscheidend ist heute unsere Freiheit, andere Menschen mit unerbetenen Wortspenden im Sinne Gerd Polts martern zu dürfen.

Unsere bürgerlichen Freiheiten, die in Jahrhunderten erstritten wurden, mitunter auch blutig wie während der französischen Revolution, erlauben jegliche Freiheit der Meinungsäußerung, solange Mitmenschen nicht geschädigt werden. Das bedeutet auch, dass Torheiten ohne Ende über die Menschheit gebracht werden dürfen, wobei das Internet zur Beschleunigung dieser Psychofolter entscheidend beigetragen hat. Es darf behauptet werden, dass die Erde und das Weltall nur wenige tausend Jahre alt sind, es darf behauptet werden, dass man ein Medikament so lange verdünnen kann, bis der Wirkstoff verschwunden ist, das Lösungsmittel sich aber an die Substanz „erinnern“ könne, es darf auch behauptet werden, dass Außerirdische mit Hilfe von Plasmastrahlen Bilder in Kornfelder brennen. All das wird behauptet und von schlichten Zeitgenossen auch tatsächlich geglaubt.

Meinungsfreiheit ohne Seelenfolter als Begleiterscheinung ist leider nicht möglich. Wir müssen all den Aberwitz, der uns im Internet, in Print- und anderen Medien tagtäglich um die Ohren geschlagen wird, eisern ertragen. Wer die Fahne der Freiheit hochhält, ist zur Toleranz verdammt. Bedrohlich wird es erst dann, wenn – egal von wem - das freie Denken als Grundlage von Wissenschaft und Kunst, eingeschränkt oder gänzlich unterbunden wird. Eine freie Demokratie muss daher sowohl tolerant als auch wehrhaft bleiben.




© 2008 Rudolf Öller, Bregenz


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Helden der Wissenschaft:
Ejnar Hertzsprung
(1873-1967)
begründete mit Hilfe des Hertzsprung-Russel-Diagramms die moderne Kosmologie.


Rudolf Oeller:

Typhon District

Thriller über eine Gruppe von Wissenschaftlern, die Gott gründlich ins Handwerk pfuscht und dabei zugrunde geht.
Europa Verlagsgruppe. ISBN 9791220149914

Alles beginnt mit einer harmlosen Untersuchung: Als Ben, ein Molekularbiologe, um Hilfe gebeten wird, weil die Schimpansenweibchen im Zoo keinen Nachwuchs bekommen, ahnt er noch nicht, dass seine Welt bald aus den Fugen geraten wird. Die Ursache der Zeugungsunfähigkeit ist nämlich eine Chromosomenmutation der Affendamen, und die bringt seinen Chef auf eine folgenreiche Idee. So entsteht das unter Verschluss gehaltene Projekt Typhon District, benannt nach einem Hybridmonster aus der Mythologie. Erst allmählich kommen bei Ben und seinem internationalen Team Zweifel auf. Doch da sind sie bereits tief in einem Strudel von Geld und Machtgier, Manipulation und Skrupellosigkeit gefangen. Nicht nur ihre eigenen Leben sind bedroht. Als sie das bemerken, ist es bereits zu spät.

Das Buch ist sowohl im Handel als auch im Internet erhältlich.