Der 11. November, an dem die Narren der kommenden Saison geweckt werden,
sollte uns daran erinnern, dass es schräge Vögel überall
gibt. Neben der alljährlichen Verleihung der Nobelpreise gibt es
daher auch einen Antinobelpreis, den so genannten „Ig-Nobelpreis“
(ignoble price = unedler Preis). Er wird seit 1991 alljährlich von
den AIR („Annals of Improbable Research" - Annalen der fragwürdigen
Forschung) für belanglose wissenschaftliche Leistungen vergeben,
die entweder nicht zu wiederholen sind oder nicht wiederholt werden sollten.
Der Herausgeber von AIR und Erfinder des Ig-Nobelpreises, der Amerikaner
Marc Abrahams, will auf "wohlwollend-größenwahnsinnige
Art" seine Leser dazu verführen, über das, was ihnen Fernsehen,
Zeitungsberichte und offizielle Stellen vorsetzen, einen Moment lang nachzudenken.
Das, was uns nämlich tagtäglich aufgetischt wird, enthält
jede Menge Ramsch.
Jack Harvey und Joh Culvenor von der australischen University of Ballarat
testeten, wie man Schafe am schnellsten zum Scheren heranzerren kann.
Sie prüften das Gewicht der Tiere, Baumaterialien und Muskelkraft,
entwarfen mathematische Modelle und fanden schließlich das richtige
Bretterholz und den korrekten Anstellwinkel. Für diese bahnbrechende
Erkenntnis bekamen die Forscher den Ig-Nobelpreis für Physik.
John Trinkaus, Professor an der Zicklin School of Business in New York,
beschäftigt sich mit außergewöhnlichen Dingen wie etwa
der Zahl der Jugendlichen, die den Schirm ihrer Baseballkappen nach hinten
tragen, dem Prozentsatz der Autofahrer, die an Stoppschildern nur beinahe
halten und dem Anteil der Studenten, die keinen Blumenkohl mögen.
Diese und hunderte andere seiner fortschrittlichen Erkenntnis-se wurden
mit dem Ig-Nobelpreis für Literatur geehrt.
Belohnt wurden in diesem Jahr weitere glänzende Einsichten mit den
Ig-Nobelpreisen für Biologie, Medizin, Psychologie und andere Disziplinen:
Hühner besitzen einen Sinn für Schönheit, Londoner Taxifahrer
haben einen auffällig großen Hippocampus (eine Region im Gehirn),
in Holland wurde ein Fall von Homosexualität bei Enten minutiös
dokumentiert und in Indien kämpfte der irrtümlich für verstorben
erklärte Lal Bihari für sich und andere lebende „Verstorbene“
so lange und mit so aberwitzigen Methoden für seine Anliegen (Gründung
des Vereins toter Menschen), bis die Behörden ihn wieder für
lebend erklärten. Dafür bekam Bihari den Ig-Nobelpreis für
Frieden verliehen.
Der Festakt, bei dem echte Nobelpreisträger die Ehrungen vornehmen,
findet alljährlich in der Harvard Universität in Boston statt.
Es ist eine Mischung aus Oscar-Verleihung und spaßigen Kurzvorträgen.
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