Welt der Naturwissenschaften
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27. Juli 2024


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GESCHÖNTE BERICHTE

Geschönte Berichte und gefälschte Statistiken haben den gewaltigen US-Konzern "Enron" zu Boden gerissen und der deutschen Bundesanstalt für Arbeit Hohn und Spott eingetragen. Auch die NASA hat es einmal erwischt. Am 28. Jänner 1986 startete das Raumschiff "Challenger" bei eisigen Temperaturen von Cape Canaveral und explodierte kurz darauf, was den mitfliegenden Astronauten das Leben kostete. Wenige Tage später wurde eine Kommission gegründet. Die Gruppe sollte unter der Leitung des ehemaligen Außenministers William Rogers die Unglücksursache finden.

Ein Kommissionsmitglied, Nobelpreisträger Richard Feynman, zog sich bald den Missmut einiger Leute zu, weil er weniger mit leitenden Managern als mit Ingenieuren in den Werkstätten sprach, doch dieses Schnüffeln an der Basis war letztlich ergiebig. Ein couragiertes Mitglied der Untersuchungskommission - ein General des Pentagon - erzählte Feynman bei Gelegenheit, er habe am Vergaser seines Autos bemerkt, dass Gummidichtungen bei niederen Temperaturen ihre Elastizität verlören, was bei einem Raketenstart bei Minusgraden zu Problemen führen könne. Feynman hörte dies mit Interesse, besorgte sich das Dichtungsmaterial und tauchte es vor den Augen der verdutzten Kommission minutenlang in Eiswasser, worauf sich der Gummi tatsächlich in eine harte Masse verwandelte.

Damit war klar geworden: Beim Start des Raumschiffes Challenger wölbte sich der Mantel der Feststoffraketen durch Druck etwas nach außen. Die an jenem eiskalten Jännertag hart gewordenen Dichtungsringe konnten die so entstehenden kleinen Öffnungen zwischen den Raketensegmenten nicht mehr gänzlich schließen. Ausströmender Treibstoff entzündete sich und brannte ein Loch in den großen Zentraltank, was schließlich zur Explosion führte.

Die Wahrheit war durch eine Umgehung des Dienstweges ans Tageslicht gebracht worden. Techniker der NASA hatten längst bemerkt, dass bei niederen Temperaturen die Dichtungsringe der Feststoffraketen versagten. Da aber NASA-Berichte - so wie überall - den Dienstweg gehen müssen, und unerfreuliche Meldungen - so wie überall - die Karriere mittlerer und höherer Manager gefährden können, werden heikle Details auf dem Weg nach oben - so wie überall - weggefiltert. Dem General waren die technischen Mängel zu Ohren gekommen, worauf er die Geschichte mit dem Vergaser erfand, um die ehrlichen aber frustrierten Techniker in den Labors zu schützen.

Man erkennt, dass offizielle Berichte dann glaubhaft sind, wenn klare Worte von echten Experten hinreichend berücksichtigt werden. Schönfärberei gehört leider zum Alltagsgeschäft in Wirtschaft und Politik, mitunter auch in Wissenschaft und Technik.

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© 2002 Rudolf Öller, Bregenz


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Helden der Wissenschaft:
Max Planck
(1858-1947)
entdeckte den Quantensprung, das Allerkleinste, was die Natur an Energie zu bieten hat. In der Folge versuchte er mehrfach, seine eigene bahnbrechende Theorie zu widerlegen, was ihm nicht gelang.


Rudolf Oeller:

Typhon District

Thriller über eine Gruppe von Wissenschaftlern, die Gott gründlich ins Handwerk pfuscht und dabei zugrunde geht.
Europa Verlagsgruppe. ISBN 9791220149914

Alles beginnt mit einer harmlosen Untersuchung: Als Ben, ein Molekularbiologe, um Hilfe gebeten wird, weil die Schimpansenweibchen im Zoo keinen Nachwuchs bekommen, ahnt er noch nicht, dass seine Welt bald aus den Fugen geraten wird. Die Ursache der Zeugungsunfähigkeit ist nämlich eine Chromosomenmutation der Affendamen, und die bringt seinen Chef auf eine folgenreiche Idee. So entsteht das unter Verschluss gehaltene Projekt Typhon District, benannt nach einem Hybridmonster aus der Mythologie. Erst allmählich kommen bei Ben und seinem internationalen Team Zweifel auf. Doch da sind sie bereits tief in einem Strudel von Geld und Machtgier, Manipulation und Skrupellosigkeit gefangen. Nicht nur ihre eigenen Leben sind bedroht. Als sie das bemerken, ist es bereits zu spät.

Das Buch ist sowohl im Handel als auch im Internet erhältlich.