Welt der Naturwissenschaften
(Scientific Medley)

 Jahresübersicht 2000

Freiheit ist immer nur Freiheit des anders Denkenden.
(Rosa Luxemburg)


25. April 2024


zurück 2000 vorwärts

KAUDERWELSCH

"Die dümmsten Bauern haben die größten Erdäpfel". Diese bekannte Redewendung kann man auch geschwollen ausdrücken: "Die Fertilität von solanum tuberosum ist indirekt proportional dem Intelligenzquotienten des Agrarökonomen". Dieser Satz klingt intellektuell einschüchternd und besagt im Grunde nichts anderes als der erste. Die Übersetzung: "Die Fruchtbarkeit der Kartoffel verhält sich anders als die Klugheit des Bauern". Es geht hier jedoch nicht um das Denkvermögen von Berufsgruppen, sondern um die leidige Sitte, echte oder vermeintliche Bildung durch unmäßigen Gebrauch von Fremdwörtern in den Vordergrund zu stellen. Es geht um das lästige Unvermögen, einfache Dinge verständlich auszudrücken.

Die erste internationale Sprache der Wissenschaft war Griechisch. Eine große Zahl von wissenschaftlichen Fachausdrücken verdanken wir dem Griechischen. Auch bedeutende Schriften, wie etwa die Evangelien, wurden in griechischer Sprache geschrieben. Latein als Informationsträger des Wissens sollte sich erst später durchsetzen.

Untersucht man die geheimnisvolle Ausdrucksweise der Wissenschaft etwas genauer, so stößt man regelmäßig auf die gleichen griechischen und lateinischen Wörter, die einschlägige Lexika gut erläutern. "Hyper" (griechisch) bedeutet beispielsweise "darüber" oder auch "mehr als die Hälfte". "Hypo" (griechisch) bedeutet "darunter". "Tonus" (lateinisch) heißt "Spannung". Unter Hypertonie und Hypotonie versteht man in der Medizin nichts anderes als hohen und niedrigen Blutdruck. Innerhalb der Wissenschaften sind definierte Fachausdrücke unverzichtbar. Im Umgang mit Patienten oder mit interessierten Laien unterscheidet sich jedoch der gute Arzt oder Vortragende von den Schwadroneuren. Letztere verstecken sich hinter klangvollen Fremdwörtern. Erstere präsentieren ein Thema so umgänglich, dass auch Nichtfachleute das vermittelte Wissen verstehen.

Die Unsitte, mit Fremdwörtern eine Art Schaumsprache zu erzeugen, ist in den Kulturwissenschaften des deutschen Sprachraumes weit verbreitet. Der Philosoph Sir Karl Popper (1902-1994) hat diese Unart in einem erst vor wenigen Jahren veröffentlichten Brief ("gegen die großen Worte!") angeprangert. Popper "übersetzt" darin unter anderem Sätze der Philosophen Theodor Adorno und Jürgen Habermas vom Fremdwörter-Kauderwelsch ins Deutsche. Popper kommt dabei mit der Hälfte der Wörter aus. Popper meinte dazu sarkastisch: "Das grausame Spiel, Einfaches kompliziert und Triviales schwierig auszudrücken, wird leider traditionell von Soziologen, Philosophen usw. als legitime Aufgabe angesehen." Der wahre Philosoph und Wissenschafter wählt laut Karl Popper seine Worte so, dass allgemein verstanden werden kann, worum es geht.

Blendwerk und Blamage
Geschwätzigkeit
Betrug in der Wissenschaft
Der Todeshund
Alles ist möglich
Fehlinformationen
Gesponserte Falschmeldungen
Lügen mit Statistik
Geschönte Berichte
Ideologien
Bild der Wissenschaft

© 2000 Rudolf Öller, Bregenz


Frontpage Übersicht Sitemap Joker Kontakt und Videos
1996 1997 1998 1999 2000
2001 2002 2003 2004 2005
2006 2007 2008 2009 2010
2011 2012 2013 2014 2015
2016 2017 2018 2019 2020
2021 2022 2023 2024

Helden der Wissenschaft:
Viktor Kaplan
(1876-1934)
erfand die nach ihm benannte axiale Flügelturbine, die heute in den meisten Flusskraftwerken zur Stromerzeugung eingesetzt wird.

Silvia liest

Rudolf Oeller:

"Theke, Antitheke, Syntheke"
(Thriller über eine tragikomische Stammtischrunde auf dem Weg in den Tod)
Verlag novum, Zürich. ISBN 978-3-99130-025-0

"Wir waren eine großartige Bande von Stammtischbrüdern an der deutsch-österreichischen Grenze, auch zwei Stammtischschwestern waren dabei. Wir pfiffen auf alle Corona-Bestimmungen und trafen uns an jedem Freitag – eine verschworene Truppe, fast schon ein Dream Team. Drink Team trifft es allerdings besser. Voll Hoffnung starteten wir ins Coronajahr 2020, am Ende wurde es eine teils fröhliche, teils depressive Reise in den kollektiven Tod."

Das Buch ist bei Amazon, bei anderen Online-Händlern, beim Verlag und auch im Buchhandel erhältlich.

Interview zum Buch