Das Zitat, wonach er nur den Statistiken glaube, die er selbst gefälscht
habe, wird Winston Churchill zugeschrieben. Eine moderne statistische
Fälschung liegt weniger in der Veränderung der Zahlen selbst
sondern in der Kombination von ermittelten Zahlen. Das Lügen mit
Hilfe der Statistik ist heutzutage kinderleicht, weil wir dem Zauber der
Zahlen gerne ungeprüft Glauben schenken.
Die häufigste statistische Lüge ist das absichtliche Vermischen
von Anzahl und Anteil: Ein Hund kommt in die Küche. Er sieht auf
dem Tisch 7 Würstchen und 3 Eier liegen, das sind 70 Prozent Würstchen
und 30 Prozent Eier. Der Hund frisst 5 Würstchen, bevor er verjagt
wird. Nun liegen 2 Würstchen und 3 Eier auf dem Tisch. Der Anteil
der Eier ist von 30 auf 60 Prozent gestiegen. Unserem Wunderhund ist es
gelungen, den Anteil der Eier zu verdoppeln, und diese Aussage ist nicht
einmal falsch. Wir betrachten ein ähnliches hypothetisches Beispiel.
An einem Fluss wird ein Kraftwerk errichtet. Vor dem Bau wurden - sagen
wir - 1000 Fische pro Jahr gefangen. Unter den gefangenen Fischen fanden
sich 250 Forellen. Das ist ein Anteil von 25 Prozent. Nach der Fertigstellung
des Kraftwerks wurden 300 Fische gefangen, darunter 105 Forellen. Der
Fischereiverband beklagt den Rückgang der Fischfänge, die Kraftwerksbetreiber
feiern die Zunahme (!) des Forellenanteils von 25 auf 35 Prozent als grandiosen
Sieg der Umweltpolitik.
Man mag argumentieren, dass solche Irreführungen mit Hilfe von Zahlenkunststücken
nur in Presseaussendungen vorkommen. Weit gefehlt! Durch Gruppierung von
wissenschaftlich ermittelten Daten kann man die Wahrheit sogar vor Experten
verschleiern, was ein Beispiel (von vielen) verdeutlicht: Im amerikanischen
Journal für klinische Onkologie (Krebskunde) erschien 1991 ein wissenschaftlicher
Artikel über eine neue Krebstherapie. Man behandelte 120 Patienten
entweder mit einer Standardmethode oder einer neu entwickelten Therapie.
In der wissenschaftlichen Publikation wurde zwei Tabellen präsentiert
mit den Ergebnissen der neuen Therapie (79 Patienten) und den Ergebnissen
der neuen plus der alten Therapie (120 Patienten). Durch diesen merkwürdigen
Kombinationstrick drückte die weniger erfolgreiche neue Therapie
das Ergebnis der Standardtherapie bei Krebspatienten mit fortgeschrittenem
Tumor. Die neue Therapie "erwies" sich scheinbar als erfolgreicher,
was sie natürlich nicht war. Dieser Betrug mit Hilfe der Statistik
wurde nur durch Zufall aufgedeckt und gegen den Protest der Herausgeber
der Zeitschrift öffentlich bekannt gemacht.
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