Der Begriff "Mobbing" stammt aus dem Englischen und bedeutet
so viel wie jemanden zu attackieren oder über jemanden herzufallen.
Der vor etwa zehn Jahren entstandene Modebegriff wird verwendet, wenn
sich Bosheiten über einen längeren Zeitraum hinweg erstrecken
und gezielt als Druckmittel gegen Mitarbeiter eingesetzt werden. Lange
Zeit wurde das Phänomen des Mobbings nicht ernst genommen. Manche
Klage von Kollegen wurde als Gejammer abgetan, was in Einzelfällen
zutreffen mag, denn Nörgler gibt es genug. In den letzten Jahren
hat sich jedoch die Wissenschaft eingeschaltet.
Die deutsche Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin
hat erstmals eine Untersuchung über Mobbing veröffentlicht.
Mobbing kann jeden treffen. Rund 3 Prozent aller Arbeitnehmer leiden unter
regelmäßigen schweren Belästigungen am Arbeitsplatz, in
Österreich dürften die Verhältnisse ähnlich liegen.
Arbeitnehmer unter 25 oder über 50 Jahren sind stärker gefährdet,
denn die Positionen der jungen Leute sind noch nicht gefestigt, und den
älteren traut man weniger zu.
Zulauf hat auch die vor zwei Jahren gegründete deutsche "Fairness-Stiftung".
Ihr Angebot richtet sich eher an Führungskräfte. Je höher
man in der Hierarchie steht, desto größer ist die Vereinsamung.
Wenn Probleme überhand nehmen, ist irgendwann nicht mehr klar, wer
ein Freund und wer ein Gegner ist. Das Misstrauen steigt, die Lebensqualität
sinkt.
Ein Sonderfall des Mobbings kann bei Glaubensorganisationen vorkommen.
Je stärker ethisch fundierte Regeln vorgegeben sind und "liebevolles"
Verhalten eine Verpflichtung darstellt, desto mehr wirken unterschwellige
Aggressionen und Eifersucht. Neid und Zank sind verpönt. Sie können
als Problem nicht bearbeitet werden, da sie offiziell nicht existieren.
Abneigungen stauen sich auf und führen schließlich zur Ausgrenzung
und Diskreditierung von Personen, die sich nicht auf Linie bringen lassen.
Die zunächst persönlichen Konflikte werden in Form von Vorwürfen
weitergegeben. Es mangelt dann eben an religiösem Geist, an wahrem
Glauben oder an der positiven Lebenseinstellung. Diese Muster der Diffamierung
sind grundsätzlich in jeder Institution möglich und üblich.
Im Zusammenhang mit religiösen Einrichtungen können sie jedoch
eine dunkle Dimension erhalten: Die geistliche Rechtfertigung.
Wir wissen heute, dass Mobbing nicht unterschätzt werden darf, denn
andauernde und fortgesetzte Schikanen gegen loyale und tüchtige Mitarbeiter
können den Ruf eines ganzen Betriebes ruinieren. Vorgesetzte, die
gegen erwiesenes Mobbing nie einschreiten, sind moralische und wirtschaftliche
Blindgänger.
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