Zwanzig Prozent der Frauen und zehn Prozent der Männer erkranken
mindestens einmal im Leben an Depressionen. Damit zählt die Depression
(lateinisch: „depressus“ = niedergedrückt) zu den Volkskrankheiten.
Im Herbst treten depressive Verstimmungen wegen des verkürzten Tageslichts
gehäuft auf. Die spezielle Variante, die „saisonal abhängige
Depression“ (SAD), beginnt in den Herbstmonaten und endet im Frühjahr.
Diese gedrückte Stimmungslage - auch „Herbst-Blues“ genannt
- muss noch kein Grund zur Besorgnis sein, denn der Körper reagiert
hier auf die veränderten Lichtbedingungen.
Eine echte Depression ist jedoch eine Krankheit, die sich deutlich von
einer melancholischen Herbststimmung unterscheidet. Wenn Schlafstörungen,
Freudlosigkeit, Gewichtsverlust oder Schuldgefühle mehrere Wochen
anhalten und den Alltag stark beeinträchtigen, sollten die Betroffenen
unbedingt zum Arzt gehen. Man weiß heute, dass Depressionen durch
verschiedene Umstände, wie etwa Lichtentzug, Trauerfälle, Erfolgserlebnisse
und andere Lebensumstände verstärkt oder abgeschwächt werden
können, wobei eine der elementaren Ursachen der Depression in der
genetisch bedingten Störung der Botenstoffe im Gehirn liegt.
Zum Nervensystem gehört ein automatischer Bereich, den man das „vegetative“
System nennt, das wiederum aus 2 komplexen Regelkreisen, dem „Sympathikus“
und dem „Parasympathikus“ besteht. Das vegetative Nervensystem
steuert die inneren Organe, wobei der Sympathikus als Gaspedal fungiert
und den Körper durch Nervensignale und Hormone auf Anspannung schaltet.
Die Atmung geht dabei schneller, der Herzschlag beschleunigt sich, die
Leber schüttet Zuckerreserven aus. Nicht benötigte Abläufe,
wie Verdauung und Fortpflanzung werden abgeschaltet. Zeitweiliger wohl
dosierter Stress ist also etwas Natürliches, denn ohne ihn kämen
wir morgens erst gar nicht aus dem Bett heraus. Ist diese natürliche
Antriebskraft gestört, so können Depressionen entstehen. Die
allerkleinste und durchaus gut gemeinte Aufforderung zu mehr Aktivität,
wie etwa ein Kino- oder Restaurantbesuch, wird vom depressiven Menschen
als unerträgliche Last, manchmal sogar als Schmerz erlebt.
Etwa zehn Prozent der Patienten mit schwer depressiven Erkrankungen sterben
durch Selbsttötung. Diese Zahlen sind höher als die der Todesopfer
im Straßenverkehr und wesentlich höher als bei Aids. Es ist
wichtig, die Leidenden nicht im Stich zu lassen. Man muss sie bestärken,
ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen. Depressive Menschen sind keine
Versager sondern Kranke, denen die moderne Medizin in vielen Fällen
mit Medikamenten und psychotherapeutischen Methoden helfen kann.
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