Welt der Naturwissenschaften
(Scientific Medley)

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Die glücklichen Sklaven sind die erbittertsten Feinde der Freiheit.
(Marie von Ebner-Eschenbach)


20. April 2024


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DIE ANDERE BILDUNG

Der diesjährige vorweihnachtliche Sachbuchtip ist „Die andere Bildung“ des deutschen Universitätsprofessors Ernst Peter Fischer (Verlag Ullstein). Anlass zum Verfassen dieses Buches war ein Satz von Dietrich Schwanitz in seinem Bestseller „Bildung“, worin es unter anderem heißt: "Wenn man aber keinen Schimmer hat, worum es im 2. thermodynamischen Hauptsatz geht oder wie es um das Verhältnis der schwachen und starken Wechselwirkung ... und der Schwerkraft bestellt ist, oder was ein Quark ist, … dann wird niemand daraus auf mangelnde Bildung schließen. So bedauerlich es manchem erscheinen mag: Naturwissenschaftliche Kenntnisse müssen zwar nicht versteckt werden, aber zur Bildung gehören sie nicht."

Diese Ansicht ist einfältig. Selbstverständlich zählen die Naturwissenschaften genauso wie Musik, Geschichte und andere Kategorien zum modernen Bildungskanon. Bildung und Wissen sind bekanntlich zweierlei. Wenn einem Biologen eine Tier- oder Pflanzenart nicht auf Anhieb einfällt, lautet die Reaktion zumeist „das müssten Sie doch wissen“. Die Wahrheit ist jedoch ernüchternd. Die Wissenschaft hat bisher über eine Million Pflanzenarten beschrieben, ein hervorragender Botaniker kann etwa Zehntausend davon richtig zuordnen. Das ist nur 1 Prozent der bekannten Artenzahl in der Botanik, ganz zu schweigen von der Tierwelt mit ihren 2 Millionen Arten. Bildung ist wegen des explodierenden Wissens längst keine Ansammlung loser Kenntnisse mehr sondern es ist die Fähigkeit, neues Wissen richtig einordnen und angebliche Sensationsmeldungen wie etwa „Relativitätstheorie widerlegt“ in die Kategorie Abfall einreihen zu können.

Einer von vielen Gründen, der dafür spricht, die natur- von der kulturwissenschaftlichen Bildung nicht zu trennen, liegt in der Beschäftigung mit der Geschichte. Was in der Vergangenheit liegt, kann theoretisch mit Hilfe historischer Dokumente beschrieben werden. Nun reicht die Vergangenheit der Menschheit weit über die ältesten überlieferten Quellen hinaus, und die Geschichte des Lebens beginnt sogar Milliarden Jahre vor unserer Zeit. Historiker, Anthropologen, Paläontologen, Geologen, Genetiker, Physiker, Astronomen und andere bauen daher gemeinsam Stück für Stück ein Bild unserer Vergangenheit zusammen.

„Die andere Bildung“ ist in diesem Sinne ein gut geschriebenes Sachbuch, das auf einfache aber kompetente Weise die wesentlichen Lehrinhalte der Naturwissenschaften beschreibt, Querverbindungen zwischen Natur- und Kulturwissenschaften aufzeigt und im Schlusskapitel dafür plädiert, die Wissenschaft auch und vor allem als Kunst zu sehen.

Nicht genügend!
Reformbedürftige Schule
Virtuelle Bildung
Schulweisheiten
Radikaler Umbau (PISA 2003)
Statistik und Wahrheit (PISA 2003)
Bild der Wissenschaft

© 2003 Rudolf Öller, Bregenz


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Helden der Wissenschaft:
Trofim Denissowitsch Lyssenko
1898-1976)
darf als Beispiel dafür dienen, dass es auch unter den Wissenschaftlern Verrückte, Intriganten und Unterstützer von Massenmördern (Stalin) gab und gibt.

Silvia liest

Rudolf Oeller:

"Theke, Antitheke, Syntheke"
(Thriller über eine tragikomische Stammtischrunde auf dem Weg in den Tod)
Verlag novum, Zürich. ISBN 978-3-99130-025-0

"Wir waren eine großartige Bande von Stammtischbrüdern an der deutsch-österreichischen Grenze, auch zwei Stammtischschwestern waren dabei. Wir pfiffen auf alle Corona-Bestimmungen und trafen uns an jedem Freitag – eine verschworene Truppe, fast schon ein Dream Team. Drink Team trifft es allerdings besser. Voll Hoffnung starteten wir ins Coronajahr 2020, am Ende wurde es eine teils fröhliche, teils depressive Reise in den kollektiven Tod."

Das Buch ist bei Amazon, bei anderen Online-Händlern, beim Verlag und auch im Buchhandel erhältlich.

Interview zum Buch