Welt der Naturwissenschaften
(Scientific Medley)

 Jahresübersicht 2005

Freiheit ist kein Privileg, sondern eine Aufgabe.
(Georges Bernanos)


8. Oktober 2024


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EINE GANZ NORMALE NACHT

Um 19 Uhr beginnt der Nachtdienst. Zwei ehrenamtliche Rettungs- und eine Notarztmannschaft wachen eine Nacht lang über die Gesundheit der Bewohner unserer kleinen Landeshauptstadt. Der Startschuss fällt augenblicklich. Der Motorola-Pager meldet: „r2 15j w v.a. intox“ Es ist ein r2-Einsatz, der unverzüglich mit Blaulicht durchzuführen ist. Ein fünfzehnjähriges Mädchen („w“) zeigt Vergiftungserscheinungen („intox“). Das „v.a.“ (Verdacht auf) bedeutet, dass die Sache sofort abzuklären ist. Das Mädchen liegt bewusstlos an der Achmündung. Laut Auskunft hat sie den ganzen Nachmittag Wodka und „irgendwelche Tabletten“ geschluckt. Das Mädchen erwacht aus der Bewusstlosigkeit, dann erbricht sie minutenlang. Zur gleichen Zeit versorgt die andere Mannschaft einen gestürzten alten Mann mit einer Kopfverletzung. Er ist so betrunken, dass er kein klares Wort herausbringt.

Nach 20 Uhr fährt die erste Mannschaft zu einem Patienten mit Hodenverletzung. Die blutende Wunde, die sich der Mann mittleren Alters beim Sturz vom Fahrrad zugezogen hat, erzeugt schon beim Anblick ein qualvolles Gefühl, doch der Patient spürt wegen seiner Alkoholisierung kaum etwas. Zur gleichen Zeit bringt die zweite Mannschaft einen 30 Jährigen per Zwangseinweisung nach Rankweil: Selbstgefährdung auf Grund drogenbedingter Psychosen. Um Mitternacht wird eine Stammkundin transportiert. Die 22 jährige Frau liegt im Koma, weil sie laut Zeugen „viel Zeugs eingeworfen hat“. Sie wird zum vierten Mal innerhalb einer Woche im Krankenhaus versorgt. Um 2 Uhr nachts vergnügen sich einige fröhliche Yuppies, indem sie bar-fuss über glühende Kohlen gehen. Einer der Zecher merkt – drogenbedingt - nicht, dass er sich die Haut wegbrennt.

Bei elf von vierzehn Einsätzen waren Alkohol oder illegale Drogen im Spiel. Eine normale Nacht in Bregenz also, und doch nur die Spitze des Eisbergs. Daraus lernt man zweierlei. Erstens sind wissenschaftliche Arbeiten wertlos, wenn das zugrunde liegende Datenmaterial falsch ist. Jede Untersuchung würde Unfälle, Verbrennungen, Depressionen usw. auflisten. Die unbeschönigten Ursachen bleiben aber verborgen, weil „C2-abusus“ (Alkoholmissbrauch) und Ähnliches in den Einsatzprotokollen nicht gerne gesehen wird. Zweitens können die Bürger ruhig schlafen, weil ehrenamtliche Rettungssanitäter sowie Ärzte und Krankenschwestern die nächtliche Drecksarbeit unserer alkohol- und drogenkranken Gesellschaft machen.

Um 6 Uhr ist Dienstwechsel. Die ehrenamtlichen Sanitäter genehmigen sich einen Kaffee, bevor sie zu ihren täglichen Arbeitsplätzen gehen. Irgendjemand liest aus der Zeitung vor, dass ein Zeitgeistkrieger wieder einmal die Freigabe „weicher“ Drogen fordert. Die übermüdeten Damen und Herren der Augenringe schweigen resigniert.

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Spektrum der Wissenschaft

© 2005 Rudolf Öller, Bregenz


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Helden der Wissenschaft:
Ferdinand Braun
(1850-1918)
bekam 1908 gemeinsam mit Marconi den Physiknobelpreis für die Entwicklung der drahtlosen Telegraphie. Seine berühmteste Erfindung ist aber der Oszillograph, der Urahn der ersten Fernsehröhren.


Rudolf Oeller:

Typhon District

Thriller über eine Gruppe von Wissenschaftlern, die Gott gründlich ins Handwerk pfuscht und dabei zugrunde geht.
Europa Verlagsgruppe. ISBN 9791220149914

Alles beginnt mit einer harmlosen Untersuchung: Als Ben, ein Molekularbiologe, um Hilfe gebeten wird, weil die Schimpansenweibchen im Zoo keinen Nachwuchs bekommen, ahnt er noch nicht, dass seine Welt bald aus den Fugen geraten wird. Die Ursache der Zeugungsunfähigkeit ist nämlich eine Chromosomenmutation der Affendamen, und die bringt seinen Chef auf eine folgenreiche Idee. So entsteht das unter Verschluss gehaltene Projekt Typhon District, benannt nach einem Hybridmonster aus der Mythologie. Erst allmählich kommen bei Ben und seinem internationalen Team Zweifel auf. Doch da sind sie bereits tief in einem Strudel von Geld und Machtgier, Manipulation und Skrupellosigkeit gefangen. Nicht nur ihre eigenen Leben sind bedroht. Als sie das bemerken, ist es bereits zu spät.

Das Buch ist sowohl im Handel als auch im Internet erhältlich.