Ein Satellit, der in eine Erdumlaufbahn geschossen werden soll, benötigt
eine Mindestgeschwindigkeit von 28.000 km/h. Ist die Trägerrakete
zu langsam, fällt die Nutzlast zurück zur Erde. Je nach Geschwindigkeit
kann ein Raumschiff von einer Kreisbahn in eine elliptische Bahn übergehen
und somit nach oben steigen und später wieder in eine erdnahe Bahn
fallen. Wird die Fluchtgeschwindigkeit von knapp 41.000 km/h erreicht,
dann wandelt sich der Satellit in eine Raumsonde, es wird ein Kurs hinaus
in das All eingeschlagen. Die Fluchtgeschwindigkeit hängt von der
Masse des Himmelskörpers ab. Unser Mond hat beispielsweise eine geringere
Fluchtgeschwindigkeit als die Erde.
Nach der Veröffentlichung der allgemeinen Relativitätstheorie
stellte sich der deutsche Astronom Karl Schwarzschild (1873-1916) die
Frage, ob es einen Himmelskörper geben könnte, der so schwer
ist, dass die Fluchtgeschwindigkeit über der Lichtgeschwindigkeit
liegt. Kurz vor seinem Tod legte er ein Konzept extrem dichter Sterne
(„Schwarze Löcher“) vor. Da im Schwarzen Loch die Fluchtgeschwindigkeit
gleich der Lichtgeschwindigkeit ist, kann kein Objekt entfliehen, auch
kein Licht. Wird für das Schwarze Loch die Formel für die Krümmung
der Raumzeit angewendet, dann schrumpft die Zeit, die ein außenstehender
Beobachter misst, auf null. Im Schwarzen Loch tickt die Uhr zwar weiter,
aber für die Außenwelt steht die Zeit still. Kein Wunder, dass
die Theorie der Schwarzen Löcher ganze Heerscharen von Sciencefiction-Autoren
in Verzückung versetzte.
Schwarzschild fand eine Formel, mit deren Hilfe sich der kritische Radius
(„Schwarzschild-Radius“) eines Sterns berechnen lässt.
Wird beim Kollaps des Sterns dieser Wert unterschritten, entsteht ein
Schwarzes Loch. Man multipliziert zweimal die Gravitationskonstante (G)
mit der Masse des Sterns (m) und dividiert das Produkt durch die Lichtgeschwindigkeit
zum Quadrat (c2). Für die Sonne beträgt der Schwarzschild-Radius
etwa drei Kilometer. Man müsste also die Sonne auf die Größe
eines Berges zusammenpressen, um sie in ein Schwarzes Loch zu verwandeln.
Für die Erde liefert die Berechnung die Größe einer Kirsche.
Inzwischen kennt man die kosmischen „Schrottpressen“, die
derartige Kräfte entfalten. Alle selbst leuchtenden Sterne kollabieren,
wenn ihre Energiereserven erschöpft sind. Auch unserer Sonne ist
dieses Schicksal bestimmt. Sie wird eines Tages zu einem „weißen
Zwerg“ schrumpfen. Besonders große Sonnen kollabieren und
sprengen ihre äußere Hülle in Form einer Supernova ab.
Der Gravitationskollaps setzt dabei derart titanische Energien frei, dass
ein Schwarzes Loch entstehen kann – ein Monstrum, das alles verschluckt,
auch Licht.
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