Markarian 501 ist eine Gammastrahlenquelle in den Tiefen des Universums.
Schon seit Jahren werden von diesem Monstrum, das eine ganze Galaxie zu
fressen scheint, Ausbrüche im hochenergetischen Bereich beobachtet,
die dieses Ding zeitweise zur stärksten Strahlenkanone des Himmels
machen. Der „Blasar“ Markarian 501 ist 300 Millionen Lichtjahre
entfernt und liegt im Sternbild Herkules. Blasare richten ihren gebündelten
Strahl genau in unsere Richtung, so als würden wir direkt in einen
Höllenschlund blicken. Benannt ist die Strahlenquelle nach Benjamin
Markarian, einem Astronomen aus Georgien, der in den Sechziger Jahren
einen Katalog hunderter bläulich strahlender Galaxien aufgestellt
hatte.
Gemessen wurden die Lichtquanten von Markarian 501 mit dem HEGRA-Spiegelsystem
(„High Energy Gamma Ray Astronomy“) in La Palma auf den Kanarischen
Inseln. Die empfangenen Gammaquanten haben Energien von bis zu 22 Tera-Elektronenvolt.
Das ist die tausendmilliardenfache Energie eines normalen Lichtteilchens,
die stärksten Photonen, die je aus dem Universum zu uns gelangten.
Gammastrahlen sind in die Schlagzeilen geraten, als US-Astronomen auf
einer Tagung der American Astronomical Society in Atlanta kürzlich
die Theorie vorstellten, wonach der Gammablitz einer Supernova aus weniger
als 10.000 Lichtjahren Entfernung - das ist unsere kosmische Nachbarschaft
- die Ozonschicht der Erde zerstörte und den Großteil des Lebens
vor 440 Millionen Jahren vernichtete. Das war aber nicht das einzige Massensterben.
Der wahrscheinlich durch einen Meteoriten ausgelöste Artentod vor
65 Millionen Jahren bewegt uns schon deswegen, weil die mächtigen
Saurier und die faszinierenden Ammoniten plötzlich verschwanden.
Insgesamt konnte die Wissenschaft siebzehn Aussterbewellen in der Geschichte
der Erde identifizieren, wobei die Meteoritentheorie als eine mögliche
Erklärung schon lange bekannt ist. Die vorgestellte Hypothese der
amerikanischen Astronomen ist neu, weil die kosmischen Gammaquellen erst
vor wenigen Jahren entdeckt wurden.
Hollywood hat das Problem herannahender Meteoriten in zwei Filmen („Deep
Impact“ und „Armaggedon“) gelöst. Heldenhafte Astronauten
fliegen ins All und sprengen die Gesteinsbrocken mit Atombomben. Was passiert
aber, wenn in unserer Milchstraße eine Gammaquelle entsteht, die
durch einen Gravitationskollaps innerhalb von Sekunden so viel Energie
freisetzt wie unsere Sonne in Milliarden Jahren? In diesem Fall hätten
wir es mit einem Koloss zu tun, in dem sämtliche Atombomben zusammengenommen
nicht einmal die Wirkung einer Knallerbse zeigten.
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