Welt der Naturwissenschaften
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SCHROTKUGELN IM ALL |
Mitte November wird im All scharf geschossen. Millionen Projektile werden einen Sternschnuppenhagel bewirken, wie man ihn nur selten zu sehen bekommt. Sternschnuppen, auch Meteoriten genannt, sind kleine Gesteinsbrocken, die mit hoher Geschwindigkeit in die Erdatmosphäre fliegen und wegen der Reibungshitze verglühen. "Tausende von Feuerkugeln jagen über das Firmament" notierte Alexander von Humboldt 1799 in sein Tagebuch, als er sich gerade in einem südamerikanischen Dorf aufhielt. Humboldt hatte den gleichen Meteoritenschwarm beobachtet, der auch in Kürze wieder auftauchen wird. Seit 1833 heißt der Meteoritenschwarm "Leoniden". Es handelt sich um die Trümmer des Kometen "Temple-Tuttle", der alle 33 Jahre in Sonnennähe erscheint und einen Haufen Felstrümmer mit sich schleppt. Wenn die Erde durch diesen Trümmerhaufen rast, und dies wird im November 1998 der Fall sein, stürzen unzählige Brocken mit über 250.000 Kilometern pro Stunde in die Atmosphäre. Als die Erde 1966 zuletzt das kosmische Trümmerfeld durchquerte, wurden alleine über Hawaii 400.000 Meteoriten pro Stunde beobachtet. In Erdnähe finden sich auch Teile menschlichen Ursprungs. Von alten Raketenstufen über Farb- und Lackpartikel, Schrauben, Bolzen und verlorenes Werkzeug bis hin zu toten Nachrichtensatelliten reicht die Palette des sogenannten Weltraummülls. Rund 100.000 Trümmer mit einer Größe von mehr als einem Zentimeter treiben bereits steuerlos herum. Der Trümmerhaufen gefährdet längst die bemannte und unbemannte Raumfahrt, befürchten Weltraumforscher aus aller Welt. Als die Leoniden 1966 zuletzt anrückten, gab es nur wenige Satelliten. Heute ist die Situation anders. Hunderte sündteure Trabanten tummeln sich im Orbit, jeder von ihnen repräsentiert Milliardenwerte. Als 1993 die Perseiden - ein vergleichsweise harmloser Meteoritenschauer - aufkreuzten, ging prompt der milliardenteure Satellit "Olympus" zu Bruch. Bis vor kurzem glaubten einige optimistische Fachleute, daß Meteoritenschauer nur geringen Schaden anrichten könnten, weil sie die Wahrscheinlichkeit des Zusammenstoßes eines Satelliten mit einem kosmischen Geschoß für gering erachteten. Im Jänner 1998 hat jedoch ein Schrapnell aus dem All die dritte Stufe einer amerikanischen Rakete vom Typ "Minuteman III" zertrümmert. Norwegen und die USA wollen nun mit einer gemeinsamen Radarstation namens "Globus-II" den Weltraummüll auskundschaften. Globus-II ist Teil einer weltweiten Kette von Stationen, die auch der Beobachtung der russischen Atom-U-Bootflotte dient. Die Versicherungen bangen bereits. Wenn die Leoniden auch nur einige wenige Satelliten zur Strecke bringen sollten, dann gehen im wahrsten Sinne des Wortes astronomische Summen verloren. |
Skylab, Salut, Mir, ISS
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